Beginn am Rodertor

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Rechts neben der “Traube” ragt die Kastanie im Biergarten auf; charakteristisch der Boden, mit weißem Bessunger Kies bedeckt. Dahinter, verdeckt, der langgestreckte Anbau der Kegelbahn.

Das Haus hatte auch Zimmer zur Vermietung, einen Frühstücksraum und eine Küche, in der Milli, die Frau des Gastwirtes und Metzgers Karl Schuler, waltete.


Der “Felsenkeller“ ist schon verschiedentlich abgebildet worden.
Hier ein seltenes Foto eines Turnfestumzuges von 1896.
Im Hintergrund das einzige uns bekannte Bild der Nordseite des Menkeschen Anwesens, des früheren Wohnhauses von Deninger.
Die ursprüngliche Gaststätte befand sich im Gebäude am linken Bildrand, schon am Hexenturmfels.


Das Gasthaus “Zum Löwen” (Bilder unten), eines der ältesten in Deutschland, verdient eine Extraseite.
Links sieht man den Wirt Fritz Meininghaus inmitten von Handwerkern.
Über den Köpfen der Fries mit Spruch, von Meininghaus verfasst:
“König, Ritter, Bauer, Pitter, Knapp und Jungfräulein kehrten bei mir ein”.

An der “Krone” sind wir auch schon am König-Adolf-Platz. Diese Ecke am Ende der Rodergasse ist seitdem erheblich umgestaltet worden.
Die “Krone” unter dem Wirt erregte in den Gründungstagen der NPD kurz überörtliches Interesse, als sie in einer Illustrierten als Idsteiner Nazitreff bezeichnet wurde. Das gutbürgerliche Lokal mit Saalbau und französischem Billard war aber vor allem ein Ort, an dem sich Sänger und die Fußballer der TSG 1879 trafen.
Krone-Wirt war August Fritz (“Krone-August”) , genannt „Moltroff“ (= Maulwurf); später war Friedel Frankenbach Wirt.
Das Kinoplakat am Treppenaufgang rechts erinnert an das Löwenkino, das wie Gaststätte und Hotel “Zum Löwen” Fritz Meininghaus gehörte.

unten: Abbruch der Krone

 

 

 

 

 

Ein paar Schritte den Berg hinauf, am unteren Ende der Obergasse, der Kirche gegenüber, sieht man sich vor dem “Deutschen Haus”, ehemals “Deutscher Kaiser”.

Das “Deutsche Haus” hatte gutbürgerliche Küche, Hotelzimmer und einen Saal. Später wurde im Gewölbe darunter unter der legendäre “Hexenkeller” eingerichtet. Die Handballer des TV Idstein trafen sich hier und im Nebenraum mit den Jagdtrophäen wurden Familienfeiern abgehalten. Der Saal diente zu Tanzveranstaltungen, aber auch zu Studentenkneipen, ja, auch als “Paukboden” wurde er genutzt. Beim “Pauken” maßen sich die Studenten der schlagenden Verbindungen mit dem Säbel. Ein Arzt war immer dabei ebenso wie ein junger Fotograf, der gelegentlich ohnmächtig wurde. Hier im Saal traf sich auch der Schachklub, wurden Klassenfeiern (Mittlere Reife) abgehalten. Lokale Bands wie die “Playmates”, aber auch die “Stamps” aus dem benachbarten Camberg ließen in den 60ern den Saal überquellen. Hier wurde der Ortsverein der NPD gegründet und dessen Gründungsveranstaltung von Gymnasiasten gestört.

Das alles geschah unter dem Regime des immer ruhig und bestimmt auftretenden Wirtes Haremsa und seiner Frau “Mutti”. Später war die Wirtsfamilie Zens am Ruder.

Der “Schwan”, hatte unter dem Gastwirt und Metzger Guckes Kultstatus erreicht (linkes Bild, von Gustav Gerth). Ursprünglich im Besitz der Familie Enders, über-nahm Anfang der 50er der aus Riedelbach stammende Willi Guckes mit Frau Babette die Metzgerei mit der Gaststätte. Einige Anekdoten mögen das Original “Schwane-Willi” beleuchten: 
· Auswärtige Gäste verlangten einmal vom Wirt die Speisekarte. Dessen Entgegnung: ”Wollt Ihr esse oder lese?”
· Ein andermal gelang Ortsfremden eine Getränkebestellung:” Ein Bier, einen sauer Gespritzten und eine Cola, bitte!” Der Wirt, sich entfernend: ” Werd’ Euch erstmo aanisch!” (= Werdet Euch erst einmal einig!) 
· Die Tischkegelbahn mit elektronischer Zählung (hier wurde Willi nie geschlagen!) war natürlich für Schüler ein Anziehungspunkt. Gewisse soziale Formalitäten aber waren bei Willi zu befolgen, wenn nicht, kam ziemlich sicher folgende Aufforderung vom Herrn des Hauses: ”Du hast nicht gegrüßt, bitte einmal A3 drücken!” A3, das war eine Kombination in der alten Wurlitzer-Musiktruhe, die ebenfalls vorhanden war. Hinter A3 verbarg sich der Marsch “Alte Kameraden”. 
· “Auswerdische” (Ortsfremde) hatten es immer schwer beim Wirt. Befolgten diese ge-wisse ungeschriebene Regeln nicht, kam es schon bald zu Spannungen.
Eines Tages gelangte einen Gruppe von vier Fremden mit Dackel in das Lokal, offensichtlich nicht korrekt grüßend, und setzte sich an den Stammtisch, ohne überhaupt zu fragen! Das war eine empfindliche Störung des Gefüges von Regeln und allgemein verbindlichen Verhaltensweisen. Willis Kopf hob sich noch etwas höher über dem massigen Leib, der Zigarrenstummel hing noch fester im Mundwinkel, die Getränkebestellungen wurden unbewegt entgegen genommen. Nach Essen, auf das Willi immer stolz war (und dies zu Recht!), wurde nicht gefragt. Die Getränke kamen, Willi entfernte sich wieder. Auf einmal kam er mit einem Silbertablett voll dampfender Würste – wohl aus einer kurz zuvor erfolgten Schlachtung – schob das Essen unter den Tisch und sagte zu dem Dackel: “Du bist der Einzige, der hier Geschmack hat!”

Die “Peif” ( links in einer Aufnahme von 1905), erbaut 1615, war das Wohnhaus des Magisters Tobias Weber, dann im Besitz der Lederfamilie Deninger, schließlich im Besitz der Familie Hofmann, die auch eine Brauerei im Haus betrieb. Eine Tochter von A. Hofmann, Lotte Hofmann geb. Kappus, führte danach lange in diesem Gebäude eine Apotheke, bis wieder eine Gaststätte einzog.
Aus Hoffmanns Zeiten ist von einem Stammgast zu berichten, dem Elektroingenieur August Dörner, der uns den rätselhaften Ausspruch “Arschloch, Palermo!” hinterlassen hat. Das Geheimnis der Bedeutung des Spruchs und seiner Anwendung hat Dörner mit ins Grab genommen.

Der jetzige “Taunushof”, hier auf einem Foto von 1920, wurde als Gasthof “Zum Taunus” von Louis (Ludwig) Leukel geführt. Dessen Tochter Thilde (Mathilde) heiratete den “Walzer-Karl”.Dieser, bürgerlich Karl Pokoyski gehiessen, hatte seinen Uznamen nach dem Begriff “Walz”, der Wanderung von Handwerksburschen. Karl kam mit Albert Rückert und Rainer Heller in Idstein an. Alle drei blieben hier “hängen”. Rainer Heller, der “Kölsche Jung”, arbeitete als Maler und Anstreicher, Albert Rückert war Schreiner. Zu seiner Verwandtschaft gehörten der Metzger Rückert und die “Milch-Jett”, Henriette Rückert (mehr zu den Alt-Idsteinern und deren Uznamen unter  „Uznamen”). Später übernahm Jakob Wagner mit seiner Frau Emmi das Lokal, dann ein gut besuchter Treff der Angler.

Die Lokalität des Wilhelm Junior (links) wurde auch “Café Russ” genannt; der  Konditor “Russe-Willem” war angeblich auf der Walz zu  Besuch am Zarenhof gewesen.

Das “Goldene Lamm” (links), dessen Vorgängerbau ein Fachwerkgebäude des Zimmermanns Jean Baptist Glöckner (Sonnier) gewesen sein soll, wurde schon zu Begin des 19. Jahrhunderts unter dem Gastwirt Heß umgebaut. Eine Abbildung ist nicht vorhanden. Der Bau wurde 1875 unter dem Wirt Kornacher umgestaltet (Zeichnung von Möllinghoff nach einer Postkarte in der „Idsteiner Heimatschau“, Nachdruck, Seite 88). Der heutige Bau von Professor Boeres wurde 1908 ausgeführt. Bauherr war Carl Ruppert. Es folgten als Wirtsleute Herta Ruppert, eine ehemalige Köchin des Hotels “Zum Tal”, dann die Familien Kürstens und Tiemayer. Der Saalbau war Schauplatz vieler Aktivitäten.

Zum Tal

Zum Tal” (oben), Hotel und Gaststätte, blickt auf eine lange Tradition zurück: Der Vorfahr Johann Adam Guckes war Schultheiß in Oberrod; dessen Sohn Georg Adam, 1801 in Oberrod geboren, starb 1870 als Gastwirt in Idstein. Der Nachfolger, Jakob Guckes, stirbt als Gastwirt 1924. Dessen Sohn Hermann Guckes führt die Geschäfte im “Tal” weiter, bis sie dann vom früh (1967) verstorbenen Paul Adolf Guckes übernommen werden. Paul Adolfs Frau Sabine führte bis 1999 das Geschäft weiter.

links die Weinstube, die Alte Stube im Tal mit den bleiverglasten Fenstern von Meister Römer, Treffpunkt der Honoratioren.   
Im “Tal” traf “man” sich, egal, ob Dämmerschoppen und/ oder Stammtisch, Familienfeier von Taufe bis zur Beerdigung, alles wurde für Alle abgedeckt. Handwerker, Studenten (Bauschüler), Schüler, Akademiker, Reisende, Hotelgäste, alle trafen sich an der Theke zum Reden, Würfeln und Trinken oder saßen beim Essen im gemütlichen Gastraum, dem ehrwürdigen “Jägerstübchen” (der Alten Stube) oder im “Schlauch”, dem Gang nach hinten zum Hotel (im Neubau), zum Saal und zu den Toiletten.                               

Der „Tal“- Garten. Linkerhand ist die an den Zimmertrakt des Hotels angebaute Kegelbahn zu sehen.


Vom “Adler” (links) besitzen wir kein gutes Bild. Der Besitzer Karl Merz („Ebbelwei-Merz“) war Küfer und hatte seinen Keller am Anfang der Bahnhofstraße. Den Adler müssen wir uns rechts neben der jetzigen Gaststätte „Deli Dojo“
(ex-“Vivaldi”, ex Metzgerei Hess) denken. Es sei noch erwähnt, dass es gegenüber eine Bewirtung durch die sogenannte „Bobbeschachtel“ (= Puppenschachtel, kleine Räumlichkeit) gegeben hat. Später befand sich dort das Lebensmittelgeschäft Beuerbach. Im Kreuzahlen, der Verbindung Kreuzgasse-Weiherwiese, war die Bäckerei Reuter, die ebenfalls etwas Bewirtschaftung hatte.



Links die Gaststätte und Conditorei Ruwedel, vormals Kegelbahn Hintermayer.
Ruwedel war eine maßgebliche Persönlichkeit (Mitbegründer) im TV 1844 und Gründungsmitglied der Freiwilligen Feuerwehr Idstein. Das Foto zeigt einen Umzug von 1896;
im Hintergrund die Metzgerei Hess, jetzt eine Gaststätte, rechts daneben der Adler. Später war in dieser Kurve zwischen Himmelsgasse und Weiherwiese das Schuhhaus Petri, jetzt Kraft.


Die Gaststätte “Zur Altstadt” war in der Borngasse. Die Wirtin Frau Görke war lang und dünn wie eine Radioantenne. Daher rührte die Redewendung: „Ich geh’ in die Antenn’!“
Vom Altbau liegt kein Foto vor; an alter Stelle ist heute ein Neubau getreten, der ebenfalls gastronomisch genutzt wird.

Gaststätte/Hotel Merz, auch: „Akazie“, Café Kreiner oder Weinstube Kreiner
Diese Lokal befand sich Ecke Obergasse-Zuckerberg.
Diese Stätte der Gastlichkeit hatte den Namen nach einer vor dem Eingang stehenden Akazie. Dazu gehörte ein kleiner Saal mit Empore sowie eine mechanische Orgel. Nach dem 1. Weltkrieg wurde die Räumlichkeit zum Bordell der Angehörigen der französischen Besatzungsmacht bestimmt.

Es sei hier noch die legendäre „Katakombe“ genannt:
Sie war im Keller des Hauses rechts vom Kinoaufgang (untere Wiesbadener Straße). Chefin war Anna Lang, die auch eine Milchbar im Geschoss darüber in Betrieb hatte; angeschlossen war ebenfalls ein Hotel garni und mittags gab es im Abonnement ein Bauschüleressen.
Gastwirt der „Katakombe“ aber war der Lang-Sohn Fritz, bei dem es durchaus turbulent zugehen konnte: Bei einer Schlägerei brachte die Wirtin die Kontrahenten dadurch auseinander, dass sie Pfeffer in deren Augen streute. Und ihr Sohn Fritz hängte auch schon einmal ein Schild an die Tür: „Heute geschlossen. Bin auf Brautschau.“ (!)