“…An die Stelle des mit 4 Ecktürmchen versehenen hohen Helmes (Ansicht bei Dilich, rechts), den Graf Philipp zu Nassau (1480 † 1509) dem Bergfried aufsetzen liess, ist 1810 ein einfaches Kegeldach (links) getreten…
…dessen Dach sich an einen stark zurücktretenden runden Oberbau anlehnt.
In letzterem 3 Geschosse, wovon das erste mit flacher Decke, das zweite ein Kuppelgewölbe und aussen einen Rundbogenfries, das dritte ein Kreuzgewölbe mit 4 breiten starken Rippen ohne Gliederung hat…
…Oben am Unterbau ein Rundbogenfries, von Backstein getragen, von einfachen an der unteren Vorderkante abgerundeten Sandsteinkragsteinen sodann eine Hohlkehlenauskragung unter dem mit 2 Pechnasen und mit viereckigen Fenstern von Sandstein versehenen Wehrgange,…
…Im zweiten befinden sich im Innern 2 grosse Rundbogenblenden, welche je 2 jetzt meist vermauerte Rundbogenfenster von Schiefer enthalten, ein grosser Kamin und eine Thür, die zu den in der Mauerstärke angelegten Treppen führt…
…und besteht aus einem hohen Unterbau, in welchem ausser dem Verließ 3 Geschosse, nämlich 2 mit flacher Balkenflecke und ein drittes mit einem Kuppelgewölbe…”
Sämtliche Anmerkungen aus: Prof. Dr. W. Lotz
“Die Baudenkmäler im Regierungsbezirk Wiesbaden”, Berlin 1880; Hervorhebungen: pf
rechts die evangelische Pfarrkirche zu Ostheim, bei der noch die Ecktürmchen erhalten sind.
oben: Dilichs Stich
…Dieser stattliche Thurm steht auf einem nach einer Seite steil abfallenden Schieferfelsen, ist von Schiefer erbaut …
Die Ecktürmchen (siehe die Ostheimer Kirche, oben) werden anderswo “Wichhäuschen” genannt, eine reizvolle und auch geheimnisvolle Bezeichnung. Es stellte sich heraus, dass das gesamte deutschsprachige Internet keine Erklärung liefern konnte. Erst das “Ethymologisches Wörterbuch des Deutschen”, München 1999, half:
Das mittelhochdeutsche “wichen” (heute “weichen”) bedeutet nicht nur “nachgeben, sich zurückziehen”, sondern auch “Platz machen”. Ein Wichhäuschen war ein Ausbau der Dachschräge, der für einen Wachtposten Platz schuf.
links: Detail einer zugemauerten Öffnung über dem verschieferten Treppenanbau.
unten Detail Rundbogenfriese am Wehrgang und in der Mitte des “Butterfass”-Turms.
unten: Drei Abbildungen aus “Bausteine zur Geschichte der Stadt Idstein”, Heft 2, Idstein 1937. Professor Reuter hatte 1902 Untersuchungen im Hexenturm vorgenommen und sich besonders des Verließes angenommen.
oben links:
Erdgeschoss (Verließ)
oben rechts:
I. Geschoss; dieses Stockwerk betritt man nach dem Aufstieg durch den Treppenturm.
links: Querschnitt durch Verließ und I. Geschoss
Professor Reuter fand nichts Nennenswertes im Verließ. Bemerkenswert ist der obere Abschluss in Form eines 10-seitigen Klostergewölbes.
Über die Herkunft der Bezeichnung “Hexenturm” ist weder von Reuter, noch von Lautz (ehemaliger Landgerichtspräsident) noch vom Heimatforscher Ziemer Genaues zu erfahren. Die der Hexerei” Angeklagten sind zumeist in einem der Tortürme gefangen gehalten worden. Verhöre und Folterungen fanden hauptsächlich im Kanzleigebäude statt.
Ziemer vermutet den literarischen Hintergrund in Ottokar Schupps “Pfarrfrau von Heftrich”, in der geschildert wird, dass sich die Unglücklichen im Hexenturm befunden hätten etc…
unten links das Abdeckgitter des Verließes, daneben der Wehrgang von innen.
rechts: Lange Zeit wussten wir nicht, von wo aus die Zeichnung von Baurat Möllinghof gemacht wurde. Das zweite Bild zeigt die Lösung.
links oben: Kuppelgewölbe
links unten: Treppenaufgang in der Außenmauer
oben: Kreuzgewölbe
Bergfried (Hexenturm):
Um 1355 erbaut; ältestes erhaltenes Idsteiner Baudenkmal; ursprünglich, wie auf alten Stichen noch erkennbar, mit vier Wichhäuschen versehen, mehrfach umgebaut, seit 1810 heutige Form (Kegeldach).
Die „Schloßthurmuhr“ wurde 1734 noch ausgebessert, mehrfache Reparaturen und Reparaturversuche wurden dann durchgeführt; 1774 gab man sie auf, 1778 wurde sie verkauft. Zwei Glocken der Uhr „überlebten“ bis zum I. Weltkrieg, die kleinere auf der Hühnerkirche, die größere war (ab1810) in Runkel.
unten: zum Schluss noch einmal den Gesamthexenturm