Städtisches Krankenhaus

Erste Hinweise auf Ärzte

Die Geschichte des Idsteiner Krankenhauses beginnt mit seiner Einweihung am 12. Februar 1905. Allerdings gingen diesem Datum bereits jahrelange aufschlußreiche Überlegungen, Planungen und Diskussionen sowie die Bauarbeiten voraus. Darüber hinaus gibt es eine nach Jahrhunderten zählende Vorgeschichte, die das zuvor bestehende Idsteiner Hospital, die Gesundheitsfürsorge und das Armenwesen, alle getragen vom Idsteiner Hospitalfonds, generell betrifft.

Doch so exakt sich der Tag der Inbetriebnahme des Krankenhauses bestimmen läßt und so viele Details aus seiner Tätigkeit bekannt sind, so problematisch sind die ersten Daten sowohl des Hospitals als auch der Erwägungen zur Notwendigkeit des neuen Krankenhauses. Beide lassen sich nicht mit letzter Sicherheit angeben. Das gilt insbesondere für das Hospital, zumal in der einschlägigen Idstein-Literatur (1, 2, 3, 4), die viele wesentlich weniger wichtige Themen aufgreift, so gut wie nichts darüber dokumentiert ist.

Immerhin wird überliefert (3), wenn auch ohne Angabe der Quelle, daß im Jahre 1526 Graf Philipp II, der Altherr, den ersten Arzt nach Idstein berief. Diese Aussage findet sich auch in der ausführlichen Zusammenstellung “Erinnerungsjahre und Gedenktage der Stadt Idstein”, die Max Kirmsse anläßlich der 650-Jahrfeier der Stadt Idstein veröffentlichte (5). Sie ist ebenfalls ohne jede Quellenangabe, und unter den fast einhundert Daten der Liste findet sich keinerlei Hinweis auf das Hospital. Beide Angaben zur Berufung des Arztes fußen vermutlich auf dem Beitrag von Max Ziemer “Ärztliches in Alt-Nassau” in der “Idsteiner Heimatschau” (6).

Die Berufung des Arztes war jedoch keine von Dauer. Sie erfolgte vielmehr, wie Ziemer berichtet, “als  Graf Philipp der Altherr von Nassau-Idstein im Jahre 1526 an einer schweren Krankheit darniederlag”. Man “ließ einen Arzt Cuntz Hoffmann aus irgend einem Rotenburg, wahrscheinlich dem in Hessen, kommen”. Dieser jedoch reiste, “nachdem er den Grafen glücklich wieder auf die Beine gebracht hatte”, wohl wieder ab, denn Ziemer schreibt weiter: “Sein Sohn, Graf Balthasar, war vorsichtiger. Er bestellte im Jahre 1566 Josef ben Ephraim Holevi, Juden zur weißen Lilie in Frankfurt, zu seinem und seiner Gemahlin Physicus und Leibarzt”. Allerdings war auch diese Berufung nur von kurzer Dauer, denn der Arzt starb schon im Jahr darauf.

Die nächste ärztliche Konsultation in Idstein ist für 1581 in “Anton Webers Idsteiner Synodalchronik” angegeben (7). Der in zweiter Amtszeit 1571-1590 hier amtierende Pfarrer notierte:”Im Jahre 1581 hat sich eine ungeheure Hauptkrankheit zu Idstein erhoben, und viele Menschen sind daran gestorben. Es wurden die Ärzte zu Mainz und Frankfurt darum befragt, was das doch für eine Krankheit sein möchte. Da haben sie geantwortet, sie könnten nichts anderes daraus vermerken, als daß es ein pestilenzialisches Fieber sei, welches vielen Menschen den Tod drohe”.

Ob sich allerdings ein Arzt auch um Kranke im Hospital kümmerte oder nur ein Balbierer oder wer sonst, ist ebenso unbekannt wie der Anfang und die frühe Tätigkeit der Einrichtung überhaupt. Der einzige bislang bekannte Beleg über eine mögliche Entstehung des Hospitals findet sich in der Pfarrchronik der Evangelischen Pfarrei Idstein (8). Es war Ernst Friedrich Keller, von 1840 bis 1858 in Idstein als Dekan wirkend, der in der von ihm begonnenen Pfarrchronik im Kapitel über die Anfänge des Idsteiner Hospitals, den Satz schrieb: “Schon mit dem alten Martinsstift war ein Hospital verbunden”. Auf diese Aussage beziehen sich alle späteren Publikationen wie die des evangelischen Kirchenvorstands vom 25. September 1903 “Die Entstehung des Hospitalfonds” (9). Allerdings meldet Karl Heinz Schmidt (10) hierzu Bedenken an.

Wolf-Heino Struck (11) “kann  zwar für die Stiftszeit Belege für die ausgeübte ,Armenpflege’, das heißt zumeist Brotverteilungen an die sogenannten ,hausarmen Leute’ (das sind die in ihren Häusern bleibenden Armen im Gegensatz zu den umherziehenden Straßenbettlern) vorlegen, aber keine für irgendwo geübte Krankenpflege. Allerdings muß es in – oder wahrscheinlicher: vor – der Stadt ein Leprosen-Haus gegeben haben, denn Graf Philipp (gestorben 1509) setzt in seinem Testament 20 Gulden für den Ankauf von Brennholz für die ,armen sundersichen’ aus”.