Kreiskrankenhaus

Die Übernahme des bis dahin städtischen Idsteiner Krankenhauses durch den Untertaunuskreis im Juni 1951 bedeutete weit mehr als eine Änderung des Namens und der Zuständigkeit. Der Auffassung der Mitglieder des Kreistages beim entsprechenden Beschluß, man könne danach durch eine Reihe von Maßnahmen die Situation der Krankenanstalt verbessern, folgten bald konkrete Pläne, Entscheidungen und Taten.

Diese beruhten auf den Vorgaben eines im Archiv der Stadt Idstein vorhandenen 40 Seiten umfassenden Gutachtens über das Krankenhaus in Idstein, das die Hessische Krankenhausgesellschaft durch ihren Mitarbeiter Herrn Gladen 1950 erstellt hatte.
Hierin wurde nach einer eingehenden Bestandsaufnahme des alten Krankenhauses die Erwartung ausgesprochen, daß insbesondere durch die Umwandlung der Chefarztstelle in eine hauptamtliche Beschäftigung eine Verbesserung der Einweisungssituation eintreten werde. Die vermutete unterschwellige Konkurrenzsituation des Chefarztes mit den niedergelassenen Ärzten des Einzugsgebietes sollte hierdurch beseitigt werden und man erwartete weiter, dass der neue Chefarzt ohne Beanspruchung durch eine Praxis außerhalb des Krankenhauses intensiver für diese Einrichtung wirken könne.

Auch Vorschläge zur Ausstattung des Hauses wurden gemacht und eine Inventarliste veranlasst. Die Lektüre dieser Liste ergibt einen interessanten Einblick in die damals vorhandene Einrichtung des Hauses (zum Beispiel werden im Op 7 Arztkittel aufgelistet, einfachste Laboruntersuchungen vom Krankenhaus konnten nur in der Praxis Cohaus durchgeführt werden !)

Eine bewegende Stellungnahme des Chefarztes Dr. Cohaus vom 9.7.1950 zu diesem Gutachten ist im Archiv der Stadt Idstein aufbewahrt. Man verspürt die Zwangssituation des Arztes mit einer unzureichend ausgestatteten Klinik loyal zu dieser eine gute Auslastung des Hauses zu erreichen.

Folgerichtig wurde 1951 erstmals die Stelle eines hauptamlichen Chefarztes ausgeschrieben, für die der Kreisausschuß am 12. Dezember 1952 einstimmig den Facharzt für Chirurgie Dr. med. Gerhard Rieck nominierte. Er trat seine Stelle am 1. April 1953 an und war hier bis zu seinem Tod am 30. März 1965 tätig. Herr Dr. Cohaus, der über viele Jahre nebenamtlich die Position des Chefarztes begleitet hatte, entschied – wohl enttäuscht vom Verhalten des Krankenhausträgers – sich von diesem Zeitpunkt an nur noch seiner Praxis in Idstein zu widmen, die er vierundsechzigjährig krankheitsbedingt im Jahre 1960 aufgab. Die Bevölkerung schätzte ihn als begabten Operateur, vorübergehend hatten ihm im Krankenhaus noch 2 Betten für seine Patienten  zur Verfügung gestanden.

Die zweite bedeutende Neuerung war nach über einjährigen Überlegungen und Diskussionen am 1. April 1954 die  Gründung des Krankenhaus-Zweckverbandes Untertaunus durch die Kommunen des Untertaunuskreises, um die Krankenversorgung im Kreis sicherzustellen. Ihm trat auch die Stadt Idstein nach einstimmigem Beschluß der Stadtverordneten bei. Zeitungsberichte belegen die schwierigen Verhandlungen, die schließlich zur Gründung führten.

Damit wurde der Weg zur dritten bedeutenden Änderung, der großzügigen Erweiterung des Idsteiner Krankenhauses, geebnet. Im September 1954 begannen die Bauarbeiten, die Grundsteinlegung fand am 11. Oktober 1954 statt, das Richtfest folgte bereits am 18. Dezember des gleichen Jahres, und am 3. Mai 1956 konnte das neue Krankenhaus mit fast 70 Betten seiner Bestimmung übergeben werden – im Heimatjahrbuch 1957 des Untertaunuskreises als ein “vorwärtsweisendes Zeugnis” und “Kabinettstückchen des modernen chirurgischen Versorgungswesens” gekennzeichnet.