Heftrich

Das Bergwerk in Heftrich

Es hieß erst „Bleierzwerk Heftrich“, später dann „Hannibal“. Die Grube ist für ihre sonst selten vorkommenden Bleiglanzkristalle in Sammlerkreisen bekannt.
1900 wurden bei Wegebauarbeiten die Erzvorkommen im Heftricher Walddistrikt Böhrer entdeckt und zunächst vom Steiger Grenzer aus Wiesbaden genutzt. Eindringendes Wasser und Geldmangel führten zum Ende.
1911 ließ sich Bergwerksdirektor R. Krumhoff die Mutungsrechte (Mutung: Antrag auf Verleihung von bergfreiem Material, bergfrei: jeder Finder durfte sich das ohne Rücksicht auf den Grundbesitz aneignen) geben, die ihm dann 1912 für das „Bleierzwerk Heftrich“ verliehen wurden.


Die Situation ist aus der hier nicht verwendeten geologischen Karte von Hessen, Blatt Oberrreifenberg, ersichtlich.

Im ersten Betriebsplan von 1912 wird ein Schacht von 21 m Teufe erwähnt, der wohl vom Vorläufer stammte.
Acht Mann begannen mit allen erforderlichen Maßnahmen zum Aufschluß (= eine Lagerstätte zugänglich machen) der Gangerze; ein ein Büro, eine Maschinenhalle, eine Sortierhalle und ein eisernes Fördergerüst über dem Schacht (damals schon 56 m tief) entstehen.

Die Förderung mit Handhaspel erbrachte 1912 200 Zentner Erz, dann, ab 1913 maschinell, schon 1150 Zentner.

Die Abteufung (Herstellen eines Schachts von oben nach unten) des Förder-schachtes wurde bei Meter 57,60 wegen Wasserandrangs abgebrochen und daher bei Meter 56,00 die 2. Sohle (Sohle: Gesamtheit aller in einer Ebene gelegenen Teile eines Bergwerks) angesetzt. Die 1. Sohle bei Meter 30,00 konnte wegen Abschneidung durch eine Kluft nicht weiter verfolgt werden. Die Gangmächtigkeit betrug stellenweise bis zu 5 m.

1914 wurden 34 t reine Erze gewonnen.

Arbeitseinstellung beim Ausbruch des I. Weltkriegs; 1915 plant man den Wiederbeginn, vorausgesetzt, man erhält vom Kriegsdienst befreite Arbeitskräfte. Die Entsumpfung der unter Wasser geratenen Grubenbaue dauerte bis Ende 1915.
Die Aufbereitungsanlage für Erze wird ebenfalls 1915 in Betrieb genommen. Eine kleine Staumauer stellt die Wasserversorgung sicher. 1915 werden von acht Arbeitern 40 t Bleiglanz und 10 t Kupfererz gewonnen.

1916 geht der Förderschacht bis in eine Tiefe von 64,80 m. 3400 t Haufwerk
(= herausgebrochenes oder -gesprengtes Gestein), 150 t Blei und 80 t Kupfer kommen zutage; 1918 waren es 170 t Bleiglanz und 70 t Kupferkies.

Das für Sprengungen gebrauchte Dynamit mußte (aus Sicherheitsgründen zu Fuß!) vom Obersteiger Ochs aus Diez geholt werden.
Die aufbereiteten Erze gelangte mit Pferdefuhrwerken auf schlechten Wald-wegen nach Heftrich, über die Landstraße nach Camberg und dann mit der Bahn zur Blei- und Silberhütte nach Braubach/Rhein.

Man arbeitete in drei Schichten, wobei von 22.00 h bis 06.00 h nur ein Überwachungsdienst erfolgte.
1919 erstellte Krumhoff noch einen Betriebsplan, wollte aber nicht mehr allein den Betrieb weiterführen. Er stellte im April 1919 vorläufig den Betrieb ein; die von ihm beantragte Genehmigung zur Bildung einer Gewerkschaft erfolgte im September 1919.

Die Gewerkschaft „Hannibal“ führt die von Krumhoff übernommene Grube weiter. 1919 gab es keinen Ertrag; zehn Arbeiter führten lediglich Aus- und Vorrichtungsarbeiten durch.

Im Hamilkar-Stollen wurde 1919 eine Schienenbahn verlegt. Der ersoffene Förderschacht wurde nicht mehr entsumpft. Stattdessen wurde ein Hoffnungsstollen (höffig = Gebiet, in dem Abbauwürdiges vermutet wird) von 82 m an den Gang getrieben. Ein weiterer Stollen sollte bei der Erzgewinnung helfen.

Die Betriebsführung ging 1920 von Krumhoff auf Josef Grawe über.
Im Hasdrubal-Stollen wurde 1920 zur Wetterlösung (Wetter: Gesamtheit aller Gase im Bergwerk) bei Meter 123 ein Aufbruch zu Tage begonnen, dessen Höhe mit ca. 22 m angenommen wurde. DieserStollen wurde bis auf 80,50 m aufgefahren.

Der Hamilkar-Stollen wurde 54 m weiter vorgetrieben.
1912 gab es auch Versuche, im Bermbacher Gemeindewald eine Förderung zu ermöglichen; man gab bei Meter 30 auf.
Im August 1923 kam der Betrieb auf Grund des Ruhrkampfs zum Erliegen.

Die Produktion war auf 78,185 t Bleierz gesunken.
Obwohl man festgestellt hatte, dass der Erzkörper 25 m unter dem Horizont der Stollensohle lag, konnte der dafür erforderliche Tiefbau in der damaligen Zeit nicht begonnen werden.

Im Juni 1925 wurde der Betrieb endgültig eingestellt; 1936 führte eine Brandstiftung an Maschinenhaus und dem Haus des Betriebsführers zur Sicherung von allen Öffnungen (Schacht und Stollen).

Quellen:
1. Geo Zentrum Taunus Wetterau, Abteilung Bergbau/Taunus, B 17, Genehmigung zur Veröffentlichung durch Herrn Dipl.-Geologe Jan Wacker, Friedrichsdorf
2. Die Abbildungen der in Heftrich gefundenen Mineralien
stellte freundlicherweise der verstorbene Stefan Gärth zur Verfügung.