Dilich

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Wilhelm Dilich (eigentlich: Wihelm Scheffern), kurfürstlich-sächsischer Oberlandbaumeister 1572–1655

1572
 im hessischen Wabern geboren.

1591 Historisch-geographische „Beschreibung des ganzen Hessenlandes“.

Diese bietet die früheste umfassende Sammlung von wirklichkeitsgetreuen Ansichten hessischer Städte. Von Hofgeismar bis Darmstadt, von St. Goar bis Schmalkalden hat der zwanzigjährige Student das Land durchwandert und für 46 hessische Städte den Anblick, den sie damals boten, mit seinen Federzeichnungen festgehalten.
Dilichs Werk ist damit für Hessen die ideale Ergänzung zu dem 20 Jahre zuvor veröffentlichten Städtebuch von Braun und Bogenberg, in dem nur vier Städte der Landgrafschaft abgebildet waren.
Die „Civitates orbis terrarum“, die Landgraf Wilhelm IV. bald nach ihrem Erscheinen für seine Bibliothek ankaufte, mögen die Anregung zu Dilichs Unternehmen gegeben haben.
Er übertrifft sein Vorbild in der Genauigkeit der Wiedergabe, der Leichtigkeit der Zeichnung und der Lebendigkeit der Darstellung.
Dilich hat sein Werk dem gleichaltrigen Erbprinzen Moritz gewidmet. Als dieser im folgenden Jahre zur Regierung gelangte, hat er den jungen Künstler mit der fürstlichen Besoldung von 200 Gulden als „Abreißer“ (Zeichenkünstler) in seinen Dienst genommen und ihn verpflichtet, „alles dasjenige, was wir ihm sowohl an anderer Herren und fremder Potentaten als auch unser selbsten Städten und Landen abzureißen und zu contrafaiten befehlen werden, mit allem Fleiß abzureißen und in formam zu bringen“.
Diesem Auftrag ist Dilich gewissenhaft nachgekommen.

1605 „Hessische Chronik“, gedruckt durch Wilhelm Wessel, Cassel
Ersetzte die ungedruckt gebliebene „Beschreibung“ von 1591 und enthielt nun insgesamt 126 Städtebilder, darunter auch zahlreiche aus den nicht zur Landgrafschaft gehörenden Territorien in Hessen (Nassau, Kurmainz, Waldeck).

Die „Abreißung“ des Landes, d.h. die Landesaufnahme von Hessen, wurde 1607 in Angriff genommen. An dieser für einen Einzelnen nicht zu bewältigenden Aufgabe ist Dilich gescheitert. Zwar hat er eine Anzahl hervorragender „Landtafeln“ geschaffen, aber das Werk nicht vollenden können.
Um dem drohenden Zorn des Landgrafen zu entgehen, ist er 1625 in kursächsische Dienste (Kurfürst Johann Georg I. von Sachsen) übergetreten.
Auch hier hat er eine umfangreiche Serie mit Ansichten sächsischer Städte gezeichnet.
Ein Reisebrief vom 24. Juni 1627 bestimmte auf ausdrücklichem Befehl Johann Georgs, daß die einzelnen Städte den Oberlandbaumeister nicht nur beherbergen, sondern auch zu seinem “Abzuge durch Kutsche und Pferde verschaffen und von einem Ort und Stadt führen sollten“.
So schuf Wilhelm Dilich von 1626 bis 1629 132 Federzeichnungen.


Die Federzeichnung besitzt hohen kulturhistorischen Wert, und sie ist höher einzuschätzen als die spärlichen Nachrichten über die Städte zu jener Zeit.
Besonders beeindruckt die Feinheit der Strichführung. Sehr geschickt fixierte Dilich die baukundlichen Merkmale in einer lebendig wirkenden Gesamtschau, die das Wesen der damaligen Städte treffend charakterisierte.