Matthäus Merian der Ältere, 1593 – 1650
Am 22. (?) September 1593 in Basel als Sohn des Sägemühlen-Besitzers und Ratsherrn Walther Merian geboren. Das genaue Datum lässt sich nur vermuten, der 21. September ist nämlich der Matthäustag. Damals war die Namensgebung nach dem Tag der Geburt üblich.
Nach dem Gymnasium ging Merian – sein gesteigerter Kunstsinn war wohl schon früh entdeckt worden – 1606 in die Lehre eines Glasmalers, aber wahrscheinlich schon 1607 nach Zürich. Dort erlernte er beim Kupferstecher Dietrich Meyer das Radieren, das er bis an sein Lebensende praktizierte.
Bereits hier entwickelte Merian, die sein Schaffen beherrschenden Motive: Landschaften und Städtebilder.
1615 kehrte Merian nach Basel zurück, 1616 arbeitete er in Oppenheim und Frankfurt
In Frankfurt arbeitete er für den Verleger Johann Theodor de Bry und heiratete schließlich dessen Tochter Maria Magdalena (1598 – 1645).
Acht Kinder gingen aus dieser Ehe hervor, darunter die Söhne Matthäus d. J. und Caspar, beide ebenfalls erfolgreiche Künstler
Eines der Hauptwerke seiner Oppenheimer Zeit waren Bilder zu 100 Emblemen des Dr. Julius Wilhelm Zincgref, erstmals erschienen 1619 unter dem Titel „Emblematum Ethico-politicorum Centuria“.
Dies war Merians erste selbständige Leistung auf dem Gebiet der Buchillustration und der Topographie. Die Illustrationen waren so bedeutsam, daß Merian gleichberechtigt mit dem Autor auf dem Titel des Buches erschien.
1620 zog Merian nach Basel und machte sich, nachdem er das Zunftrecht erworben hatte, selbstständig. Hier schuf er einen wichtigen Teil seines Werkes, v.a. über 250 kleinformatige Landschaftsblätter der Basler Region.
Nach dem Tod seines Schwiegervaters 1623 kehrte er nach Frankfurt zurück (1624)und übernahm dessen Verlag – vorerst zusammen mit der Familie des Verstorbenen.
1624 wurde er zunächst Beisasse, also Stadtbewohner ohne volles Bürgerrecht, und im Juni 1626 erhielt er, nachdem er den Rat Frankfurts wegen der Verlagsübernahme um Aufnahme gebeten hatte und nach der Löschung seines Basler Bürgerrechtes schließlich das Frankfurter Bürgerrecht. Dies zu erlangen, war zu dieser Zeit aufgrund der politischen Ereignisse schwierig. Doch in Frankfurt herrschte ein Mangel an Kupferstechern, die die Werke der Verlage zeitgemäß opulent ausgestalteten. Daher setzten sich viele Verleger für Merians Zuzug ein.
Als Dank für die Aufnahme in die Stadt widmete er ihr 1628 den „Plan Frankfurts aus der Vogelschau“. Diese Stadtansicht Frankfurts gilt als die genaueste Merians, da er dazu Teile der Stadt selbst vermessen hat. (Der Plan ist heute im Historischen Museum in Frankfurt zu bewundern ).
Im Oktober 1625 übernahm Merian die Officina Bryana zusammen mit seinem Schwager Wilhelm Fitzer, von dem er sich aber schon vor der Frankfurter Messe 1626 trennte und alleiniger Besitzer des Verlags wurde, dem er daraufhin seinen eigenen Namen gab.
1626 erhielt er dann das Bürgerrecht und wurde selbständiger Verleger.
Namhafte Werke:
1630 „Merianbibel“
1629 – 34 Johann Ludwig Gottfrieds „Weltchronik“
ab 1633 „Theatrum Europaeum“, eine direkte Fortsetzung der Chronik Gottfrieds.
1633 gab Merian im Anschluß und als Fortsetzung von Gottfrieds Chronik einen chronologischen historischen Bericht über die Deutsche Geschichte der Jahre 1629 – 1633 heraus mit dem Titel
„Historische Chronik (Historischer Chroniken Continuation) oder Wahrhaffte Beschreibung aller .. denkwürdigen Geschichten, so sie sich von 1629 – 1633 zugetragen“.
Sie wurde von Merian reich mit Kupfern über die wichtigsten Ereignisse und Orte sowie Personenporträts ausgestattet.
1642 bis 1655 Topographien
Die Topographien sind bezüglich der Bände und der darin enthaltenen Kupfertafeln das eigentliche Hauptwerk Matthäus Merians d. Ä.. Sie enthalten die Beschreibung und die Geschichte verschiedener Orte unterschiedlicher europäischer Länder.
Der Plan zu solchen Ortsbeschreibungen wurde von Merian schon 1638 gefasst, er begann schließlich 1642 mit einem Band über seine Schweizer Heimat, danach erschienen jährlich ein bis zwei Bände über einzelne Kreise des deutschen Reiches, bis zu seinem Tod elf Bände.
Die Folianten über das Deutsche Reich werden die „Topographia Germaniae“ genannt, ein schon zu Merians Lebzeiten großer buchhändlerischer Erfolg. Innerhalb weniger Jahre schwoll das Hauptwerk Merians (von den Kindern fortgeführt) auf 30 Bände an und enthielt etwa 100 Karten und 2150 Ansichten.
Es enthält Bilder, die die Städte vor der Zerstörung durch den 30jährigen Krieg zeigen.
Sie sind sehr realistisch und auch ziemlich exakt und gleichmäßig gezeichnet.
In seinen Vorreden zu den Topographien ging Merian immer wieder auf die Kriegsgeschehnisse ein. Er wollte der Nachwelt die „ehemalige Glückselig- und Herrlichkeit“ zeigen, damit sie in der Lage sei, „was noch stehet zu erhalten, was gefallen wider aufzurichten, und was verloren, wider zu bringen“.
Für viele Orte sind die Radierungen Merians die ältesten Porträts überhaupt.
Bis heute sind rund 60 Künstler bekannt, die an diesen Ansichten beteiligt waren. Mehrere bekannte Künstler, manche waren Schüler von Merian, arbeiteten zumindest zeitweise in der Merian-Werkstatt.
Mit den Topographien wollte er für die Nachwelt den Zustand Deutschlands vor der Zerstörung durch den Krieg bewahren.
Gemäß den Bedürfnissen seiner Zeit setzte er zur Unterstützung und Verdeutlichung der in Deutsch verfassten Texte zahlreiche Illustrationen ein, die durch ihre lebhafte Bildersprache auch Leseunkundigen verständlich waren. Nicht zuletzt dadurch fand sein Werk ein großes Publikum.
1645 starb seine Frau. Bereits 1646 heiratete Merian zum zweiten Mal, Frau Johanna Sibylla Heim.
Eines der beiden Kinder aus der zweiten Ehe war die berühmte Pflanzen- und Insektenmalerin Maria Sibylla Merian (1647-1717). Diese reiste als erste deutsche Frau in das südamerikanische Surinam, um die dortige Pflanzenwelt zu erforschen und in farbigen Kupferstichen festzuhalten.
Am 19. Juni 1650 starb Merian in Bad Schwalbach, nachdem er schon mehrere Jahre durch Krankheit gezeichnet gewesen war.
Der älteste Sohn Matthäus d. J. führte den Verlag weiter.