Die Katholische Gemeinde

 Die katholische Gemeinde Idstein im Taunus

Von der ersten christlichen Kultstätte in Idstein wissen wir nichts. Nach der Überlieferung soll Idstein zunächst nach Wolfsbach, einem Dorfe im oberen Wolfsbachtal, das später ausgegangen ist (die Dionysiuskirche wurde erst 1668 abgebrochen), eingepfarrt gewesen sein.
Jedenfalls könnte die Wahl des hl. Martin von Tours (†397) zum Kirchenpatron auf ein hohes Alter der Kirche in Idstein schließen lassen; denn dieser Heilige genoss bei den Franken große Verehrung.
Als erster Seelsorger ist für 1300 ein Priester namens Marquard bezeugt. Dann erscheint 1306 als Pfarrer Heinrich Sure aus Köln, der 1304 Mentor des Grafen Gerlach von Nassau auf der Universität Bologna gewesen war.
Die Kirche war wohl ein einschiffiger romanischer Bau ähnlich der des nahen Oberauroff, deren Chor allerdings später errichtet ist. Ein solcher Bau mag auch für den Burgflecken, der 1287 Stadtrechte erhielt, ausgereicht haben.
Er mußte jedoch 1330 einem Neubau, einer dreischiffigen gotischen Kirche, weichen.
Graf Gerlach errichtete 1333 an der Kirche ein Chorherrenstift, das 1340 die päpstliche Bestätigung fand. Heinrich Sure wurde zum ersten Dekan des Stiftes ernannt. Dem Stift gehörten 6 Kanoniker an, denen die Seelsorge in Idstein und den umliegenden Orten oblag. (Einer hatte die Pfarrei Oberlahnstein zu versehen.)
Später übernahm einer der Kanoniker das Amt des Stadtpfarrers. Vikare standen den Kanonikern zur Seite.
Neben der Stifts- und Pfarrkirche St. Martin, die mit 9 Altären ausgestattet war, sind in Idstein noch zwei Kapellen bekannt.
Die Himmelskapelle war vor dem Himmelstore neben dem Friedhof (in der Gegend des jetzigen Marktplatzes) gelegen.
Sie diente wohl dem Gedächtnis der Verstorbenen. Im Anfang des 18. Jahrhunderts wurde sie nach Verlegung des Friedhofs abgebrochen.
Die Nikolauskapelle in dem 1613 niedergelegten Schloss war der gräflichen Familie vorbehalten.
Mit der Einführung der Reformation unter Graf Philipp dem Altherrn wurde der katholische Gottesdienst nach und nach verdrängt und endete 1553 mit dem Weggang des letzten Stiftsgeistlichen. Die Martinskirche wurde unter Graf Johannes 1663 bis 1677 gründlich umgebaut und erhielt damals ihre heutige Gestalt; aus vorreformatorischer Zeit blieben außer den Umfassungsmauern nur der Turm und die Sakristei erhalten.
Die Wiederaufnahme des katholischen Gottesdienstes war notwendig durch die Auswirkungen der politischen Geschehnisse der napoleonischen Zeit.
Im Frieden von Luneville 1801 war das linksrheinische Gebiet an Frankreich abgetreten worden. Als Entschädigung erhielten durch den Reichsdeputationshauptschluss 1803 die betroffenen deutschen Fürsten die rechtsrheinischen Gebiete der geistlichen Fürsten und den Besitz der Klöster und Stifte.
Die nassauischen Fürstentümer erhielten dadurch Gebiete mit katholischer Bevölkerung, z. B. die jetzigen Kreise Rheingau und Limburg.
In dem Lehrerseminar zu Idstein mussten daher auch katholische Lehrer herangebildet werden, und das Gymnasium wurde auch von katholischen Schülern besucht.
Als Dozent für katholische Religionslehre kam nur ein katholischer Theologe in Frage; er sollte gleichzeitig die Aufsicht über die im Schloss aufbewahrten Bibliotheken der 1803 aufgehobenen Klöster führen und die Seelsorge der katholischen Gemeinde in Idstein verwalten.
Mit Concessionsurkunde vom 14. 3. 1806 gestattete Fürst Friedrich August “die Ausübung des katholischen Kultus in Idstein”. Als ersten Seelsorger ernannte er Jacob Nida zu Höchst a. M., 1765 als Sohn des Unterschultheißen zu Hochheim a. M. geboren. Als Vikar des Liebfrauenstiftes zu Mainz wartete er wie andere Mitglieder der 1803 aufgehobenen Klöster und Stifte auf eine Anstellung als Pfarrer.
Seine Vorstellung fand auf Anordnung der Regierung am 11. 5. 1806 vor dem Gottesdienst in der Schlosskapelle durch Regierungsrat Ibell statt.
Nida konnte jedoch seine Tätigkeit noch nicht beginnen. Da die Concessionsurkunde nebst Dienstinstruktion erst am 6. 5. 1806 in seinen Besitz gelangt war, hatte er sich nicht rechtzeitig um die kanonische Investitur bemühen können.
Das Generalvikariat Aschaffenburg, dem Nida als Priester des Erzbistums Mainz unterstand, mußte zunächst seine Zuständigkeit prüfen.
Nassau-Weilburg und Nassau-Usingen gehörten nämlich zu jenen Gebieten, die seit dem Westfälischen Frieden (1648) keiner bischöflichen Gerichtsbarkeit unterstanden.
Seine Zuständigkeit betrachtete jedoch das Generalvikariat als gegeben, als es erfuhr, daß katholische Bewohner Idsteins sich in Angelegenheiten der Seelsorge meist an die (früher kurmainzischen) Pfarreien Schloßborn oder Oberjosbach, weniger an die (früher kurtrierische) Pfarrei Camberg gewendet hätten.
Daraufhin übertrug das Generalvikariat Aschaffenburg am 16. 6. 1866 Nida die katholische Seelsorge in Idstein.
Er starb jedoch schon am 13. 6. 1807. Die Begräbnisfeierlichkeiten auf den Idsteiner Friedhof wurden entsprechend dem in Nassau geübten Pfarrzwang von dem evangelischen Stadtpfarrer gehalten. Nida hatte sich – nicht zuletzt durch seinen Eifer und seine Toleranz – solcher Beliebtheit – auch bei der evangelischen Bevölkerung – erfreut, daß eine große Menge seine Leiche begleitete und der Friedhof die Anwesenden kaum fassen konnte.
Erst im Anschluß an die Beisetzung fand in der Schlosskapelle das Seelenamt statt, bei dem der Pfarrer von Oberreifenberg die Gedächtnisrede hielt.
Jacob Nida war als Vikar des Liebfrauenstiftes in Mainz seit 1793 Inhaber der Magdalenen-Vikarie gewesen und hatte nach Aufhebung des Stiftes das Benefizium des Magdalenen-Altares zu Geisenheim 1805 erhalten. Es lag daher nahe, die neue Pfarrei unter den Schutz der hl. Maria Magdalena zu stellen.
Durch landesherrliche Entschließung war den Katholiken das Nutzungsrecht an der Schlosskapelle 1806 widerruflich eingeräumt worden (zurückgezogen erst 1909).
Sie war 1717 bis 1720 unter Fürst Georg August Samuel, der dem Pietismus zugeneigt war, in dem westlichen Raum im Erdgeschoß des Südflügels des Schlosses eingerichtet worden und diente fortan bis zur Erbauung der katholischen Kirche 1888 dem katholischen Gottesdienst. (Jetzt ist das Heimatmuseum darin untergebracht.)
Das Deckengemälde zeigt die Gesetzgebung auf Sinai.
Die ersten katholischen Geistlichen ließen es sich vor allem angelegen sein, die Schlosskapelle für den Gottesdienst herzurichten (das Schloss hatte seit dem Aussterben der Linie Nassau-Idstein 1721 nicht mehr als Residenz gedient) und Paramente zu besorgen, die aus aufgehobenen Klöstern (Eberbach, Limburg, Montabaur) stammten und die zum Teil noch jetzt vorhanden sind und verwendet werden.

Die katholische Gemeinde in Idstein war damals noch recht klein. Die Chronik führt 1818 nur 13 katholische Familienhäupter auf, meist Arbeiter und Beamte.
Dazu kamen noch die katholischen Seminaristen und Gymnasiasten. Der Gottesdienst wurde immer mehr auch von den Katholiken von Engenhahn besucht, weil der Weg für sie weniger beschwerlich als nach Oberjosbach war, wohin sie eingepfarrt waren. (Engenhahn war vorwiegend katholisch, da Graf Johannes um 1660 dort und in der Umgegend Wallonen aus dem Fürstbistum Lüttich angesiedelt hatte.)
Viele staatliche Bestimmungen engten damals die religiöse Freiheit wie auch die Seelsorge und die kirchliche Verwaltung ein. So sollten nach dem Edikt von 1808 alle Kinder aus Mischehen in der Religion des Vaters erzogen werden.
Der Pfarrzwang, nach welchem für alle Personen ohne Rücksicht auf ihre Konfession der für ihren Wohnort zuständige Geistliche die Amtshandlungen vornahm, wurde erst 1819 aufgehoben.
Seine vollen Rechte erhielt der katholische Geistliche in Idstein erst 1822 dadurch, daß die Beschränkungen der Concessionsurkunde “supprimiert” wurden.
Durch herzogliche Verordnung war 1816 die geistliche Gewalt für Nassau denn Generalvikariat Limburg übertragen worden (für die ehemals kurmainzischen Pfarreien erst 1822); damit war dessen Zuständigkeit für Idstein geklärt.
Dem durch die päpstlichen Bullen vom 16. 8. 1821 und vom 11. 4.1827 für das Herzogtum Nassau (und die freie Stadt Frankfurt) errichteten Bistum Limburg erteilte Herzog Wilhelm von Nassau am 9. 10. 1827 die landesherrliche “Bestätigung”. In dem Dekret über die Errichtung des Bistums wurde unter den Pfarreien der neuen Diözese auch Idstein aufgeführt, so daß dieses erst 1827 kanonisch zur Pfarrei erhoben wurde.
Die Pfarrei wurde 1828 gemäß Urkunde des Domkapitels mit Zustimmung “der nassauischen Landesregierung neu begrenzt. Der Umfang entsprach dem heutigen, lediglich, gehörten noch Ober- und Niederseelbad zur Pfarrei (1921 an Niedernhausen abgetreten), und Engenhahn wurde erst am 28. 4. 1888 von Oberjosbach nach Idstein umgepfarrt.
Die Zahl der Katholiken blieb auch in der Folgezeit so gering, daß die Firmung für Idstein in Camberg gespendet wurde.
Die Erstkommunion wurde meist an einem der Sonntage zwischen Ostern und Pfingsten oder an Christi Himmelfahrt gefeiert, erst seit 1865 regelmäßig am Weißen Sonntag. Auch die Katholiken von Engenhahn ließen ihre Kinder häufig in der Schlosskapelle zur Erstkommunion gehen; gelegentlich überstieg sogar die Zahl der Engenhahner Erstkommunikanten die Zahl der Idsteiner.
Die Feier des Ewigen Gebetes wurde erst 1839 eingeführt (Sonntag nach Fronleichnam), jedoch von 1851 an wegen der geringen Beteiligung (infolge Verlegung des Lehrerseminars) nicht mehr gehalten.
Nidas Nachfolger war Augustin Weil, ein früherer Karmeliter, gebürtig aus Eisenbach, zuletzt Professor der Theologie in Köln.
Die Investitur erhielt er von dem erzbischöflich-trierischen Vikariat in Limburg, da Nassau-Idstein bis zur Glaubensspaltung kirchlich zum Erzbistum Trier gehört hatte. Seit 1815 gehörte Weil der Nassauischen Ständekammer als Abgeordneter an. 1818 übernahm er die Pfarrei Wiesbaden.
Auf ihn folgte Caspar Halm, vorher Kaplan in Camberg; er ging 1826 als Pfarrer nach Höchst a. M. und wurde später Domkapitular und Stadtpfarrer von Limburg.
Sein Nachfolger Christian Flach blieb nur bis 1827 in Idstein.
Auf ihn folgten als Pfarrer: Wilhelm Hoffmann (1828 bis 1835), Johann Nicolaus Neubig (1836 bis 1842), Joseph Nicolai (1843 bis 1851), Jakob Schard (1851 bis 1861), Johann Ehrlich (1861 bis 1868).
Es folgten nun nacheinander drei Pfarrverwalter: Hermann Houben, Theodor Muth, Johann Josef Dinges.
Nach der Annexion Nassaus durch Preußen 1866 mußte nämlich die Frage des Patronatsrechtes geklärt werden.
Dieses war durch die nassauische Regierung, da Nassau die Pfarrei Idstein errichtet und dotiert hatte, durch Präsentation des jeweiligen Pfarrers bei einer Neubesetzung der Pfarrei ausgeübt worden.
Es war nunmehr auf Preußen übergegangen (jetzt Land Hessen). Erst 1873 wurde die Pfarrei endgültig besetzt mit Caspar W. Elsing aus Coesfeld, zuletzt Kaplan an St. Leonhard in Frankfurt a. M.
Er traf bereits Vorbereitungen zum Bau einer Kirche, konnte den Plan jedoch nicht zu Ende führen, da er bereits 1879 starb.
Sein Grab auf dem unteren rechten Teil des Friedhofs trägt ein Kreuz aus weißem Marmor mit Kelch und Hostie. Wegen des Kulturkampfes blieb die Pfarrei zunächst verwaist.
Als die Schärfe des Kulturkampfes nachließ, konnte wenigstens sonntäglich ein Gottesdienst von auswärtigen Priestern gehalten werden.
Im Jahre 1884 wurde Wilhelm Schilo die Pfarrei Idstein übertragen. Er war während des Kulturkampfes ausgewiesen worden und erst 1881 zurückgekehrt.
Zunächst mußte er wie seine Vorgänger mangels eines Pfarrhauses eine Mietwohnung beziehen, und zwar im Münch’schen Hause.
Unverzüglich machte er sich an den dringend notwendigen Bau einer Kirche. Er verstand es, mittels unzähliger Bittgesuche und Bittbriefe Almosen in ganz Europa zu sammeln.
Besonders reichlich flossen die Gaben aus .dem Rheinland, aus Ostpreußen, Westpreußen und Schlesien; sogar aus Alexandrien erhielt er eine Spende.
Bereits 1884 konnte der Bauplatz mit einem Hause, dann jetzigen Pfarrhause, erworben werden.
Beim Bau der Kirche stand dem Pfarrer als Architekt Aloys Vogt, ein Lehrer der Baugewerkschule, hilfreich zur Seite.
Nach den Plänen von Reichensperger und Natz baute Baumeister Frölich im Geschmack der damaligen Zeit in gotischen Formen die kleine dreischiffige Hallenkirche mit Kreuzgewölben und dem im Achteck geschlossenen Chor.
Die Steine zum Bau lieferte der Steinbruch bei Königshofen.
Der Grundstein, der links am inneren Hauptportal sichtbar ist, wurde am 19. 6. 1887 durch Dekan Wolf von Camberg geweiht. Die hl. Maria Magdalena, die Kirchenpatronin, ist über dem Hochaltar, unter dem Kreuz kniend, dargestellt. In dem südöstlichen Chorfenster hält ein Glasgemälde, den hl. Martin darstellend, die Erinnerung an den Patron der mittelalterlichen Pfarrkirche wach. Die drei Glocken weihte Domkapitular Hilpisch auf die Namen der hl. Maria, Maria Magdalena und Maria Cleophae, die nach dem Bericht Job. 19, 25 unter dem Kreuze standen. Die Inschriften, die an diesen Bericht anschließen und die auf das Messopfer als Erneuerung des Kreuzopfers hinweisen, lauteten:

Tres Mariae: Juxta crucem stetimus, peramare flevimus.
Una voce conclamamus, fidelesque convocamus: Ad crucis sacrificium, ad crucis praeconi-um, ad crucis sequelam.

Drei Marien: Bei deinem Kreuze stehen wir, lieberfüllet weinen wir.
Mit einer Stimm’ laut rufen wir, die Gläubigen versammeln wir: Zum Opfer des Kreuzes, zum Preise des Kreuzes, zur Nachfolge des Kreuzes.

Die Kirche wurde am 8. 10. 1888 durch Bischof Dr. Klein geweiht.
Das Hochamt zelebrierte Dekan Wolf, die Festpredigt hielt Domkapitular Abt.
Im Anschluß daran spendete der Bischof – erstmals in Idstein – die Firmung.
Später wurde sie für die Firmlinge der Pfarrei bald in Camberg, bald in Idstein gespendet, seit 1914 regelmäßig in Idstein.
Die Fronleichnamsprozession konnte 1889 erstmals wieder gehalten werden und ging um die Kirche herum.
Die Feier des Ewigen Gebetes war 1885 wieder aufgenommen worden; sie wurde am Sonntag nach Fronleichnam begangen, später jedoch auf den 3. Sonntag im Juni verlegt.
Die Katholiken der kleinen, überwiegend katholischen Gemeinde Engenhahn hatten einen weiten Weg zu ihrer Pfarrkirche Oberjosbach.
Da sie deswegen immer mehr den Gottesdienst in Idstein besuchten, wurde Engenhahn am 28. 4. 1888 nach Idstein umgepfarrt. Seit 1889 hielt Pfarrer Schilo dort 14täglich werktags einen Gottesdienst in der alten Schule (Rathaus), bis er eine Kapelle errichten. konnte, die Domkapitular Hilpisch am 7. 6. 1891 auf den Namen der hl. Martha, der Schwester der Patronin der Idsteiner Mutterkirche, weihte. Der Altar wurde von der Pfarrkirche Schwickershausen erworben.
Pfarrer Schilt übernahm 1895 die Pfarrei Eltville, wo er 1920 starb. Die dankbare Gemeinde Idstein hat ihm an der Längswand des südlichen Seitenschiffes der von ihm erbauten Kirche eine Gedenktafel gesetzt.
Sein Nachfolger war Pfarrer August Buscher, gebürtig aus St. Hubert, zuletzt Pfarrer zu Presberg. Unter ihm kam die Ausstattung der Kirche mit der Aufstellung des Herz-Jesu-Altares zum Abschluss; damals wurden auch die Altäre und die Kanzel polychromiert.
In diese Zeit fällt auch die Errichtung einer besonderen Kapellengemeinde Engenhahn innerhalb der Pfarrei Idstein mit den Orten Engenhahn, Eschenhahn und (seit 1922) Neuhof.
Seit 1920 wurde in Engenhahn ein 14täglicher Sonntagsgottesdienst zunächst von Pallottinern, dann von Kapuzinern aus Mainz gehalten. Seitdem konnten daher auch in Engenhahn die Kinder zur Erstkommunion gehen.
Das Ewige Gebet wird seitdem auch dort gefeiert, und zwar am Sonntag nach Fronleichnam. Später wurde an allen Sonn- und Feiertagen von einem Pater aus Kloster Arnstein Gottesdienst gehalten, nach dem Krieg durch einen Pallottiner aus Limburg.
Pfarrer Buscher starb am 1. 7. 1925 in Bad Reichenhall, wo er zur Kur weilte, und wurde auch auf dem dortigen Friedhof bestattet.
Ihm folgte am 1. 8. 1925 der Titularpfarrer von Eberbach-Eichberg, Dr. Ferdinand Pfeiffer, der auch als Chorregent in Kiedrich den dort von dem englischen Baron Sutton 1868 gestifteten Chor geleitet hatte.
Die Installation des neuen Pfarrers erfolgte durch den Dekan, Pfarrer Stein von Würges, am 27. 9. 1925.
Bereits im gleichen Jahre gründete Pfarrer Dr. Pfeiffer den Kirchenchor, dessen Leitung er auch selbst übernahm, und ließ die Sängerempore erweitern.
An Stelle der im Ersten Weltkrieg abgelieferten Glocken besorgte er ein neues Geläute, das die Gießerei Humpert in Brilon auf der Internationalen Musikausstellung in Frankfurt a. M. 1927 ausstellte.
Die Glocken, auf f, a und c gestimmt, erhielten die Namen der Namenspatrone der drei letzten Pfarrer, Wilhelm, Augustinus, Ferdinand.
Bereits Pfarrer Buscher hatte Mittel für die Errichtung einer Schwesternstation für ambulante Krankenpflege gesammelt.
Doch hatten der Erste Weltkrieg und der Währungsverfall den Plan nicht zur Ausführung kommen lassen.
Pfarrer Dr. Pfeiffer verwirklichte den Plan seines Vorgängers.
Am 1. 2. 1929 konnten zwei Franziskanerinnen aus Erlenbad (Mutterhaus Obersasbach) das frühere Haus Ruppert beziehen, das bereits von Pfarrer Schilo 1892 erworben worden war.
Im gleichen Jahre wurde die Remise hinter dem Pfarrhaus zu einem Vereinssälchen umgestaltet, das 1933 vergrößert wurde.
Die steigende Zahl der Katholiken machte eine Frühmesseerforderlich, eingeführt am 28. 1. 1934 (Septuagesima).
Der unglückliche Ausgang des Zweiten Weltkrieges führte zahlreiche Heimatvertriebene in den Kreis Untertaunus.
Da diese meist katholisch waren, stieg die Zahl der Katholiken hier wie auch in Idstein sprunghaft an, sodaß seit Weihnachten 1946 auch in den anderen Orten der Pfarrei katholischer Gottesdienst in evangelischen Kirchen oder in Schulen gehalten wird.

Dabei wie auch bei der Erteilung des Religionsunterrichts steht dem Pfarrer seit September 1948 ein Kaplan zur Seite (Kurt Wiench bis 31. 10. 1951, Gerhard Geisler bis Ostern 1954, seit 1. 5. 1954 Hans Pöschl).
Die Fronleichnamsprozession geht wegen der starken Beteiligung seit 1949 durch die Straßen.
Die große Zahl der Kinder machte 1952 die Einrichtung eines besonderen Kindergottesdiensteserforder-lich.
Weiter wurde auf dem Grundstück der Kirchengemeinde ein Kindergarten errichtet, der am 24. 4. 1955 in Anwesenheit von Generalvikar Merkel die kirchliche Weihe erhielt und am 2. 5. 1955 eröffnet wurde.
Da die beiden größten Glocken ein Opfer des Zweiten Weltkrieges geworden waren, beschaffte Pfarrer Dr. Pfeiffer zu der noch vorhandenen c-Glocke eine kleinere d-Glocke und eine größere a-Glocke, so daß das Geläute jetzt im Te-Deum-Motiv erklingt. Sie wurden nach der Mutter Gottes bzw. dem hl. Michael benannt und am 11. 4. 1954 bzw. am 17. 10. 1954 geweiht.
Ein neues Stahl -Tabernakel wurde 1954 angeschafft.
Es sei auch noch des tragischen Todes des Bischofs Dr. Ferdinand Dirichs gedacht, der am 27. 12. 1948 auf der Autobahn bei Idstein tödlich verunglückte. Die katholische Gemeinde hat an der Unglücksstelle eine Gedächtnisstätte errichtet, die sein Nachfolger, Bischof Dr. Wilhelm Kempf, am 9. 10. 1949 weihte.
Wenn auch von einem Kaplan unterstützt, war Pfarrer Dr. Pfeiffer, der 1957 sein 75. Lebensjahr vollenden konnte, die Last der Seelsorge der ständig wachsenden Gemeinde zu groß geworden. Er trat daher am 31. 8. 1957 in den wohlverdienten Ruhestand. Er verbringt seinen Lebensabend in Camberg.
Sein Nachfolger ist Hans Usinger, zuletzt Pfarrer von Schmitten. Er ist 1911 in Kransberg geboren.
Am 1. 9. 1957 stellte er sich seiner neuen Gemeinde vor. Die Einführung erfolgte durch den Dekan, Geistl. Rat Pfarrer Born von Niederselters, der auch die Festpredigt hielt.
Das Hochamt, das der Kirchenchor verschönte, zelebrierte der neue Pfarrer unter Assistenz von Pater Fuchs S. J. und Kaplan Pöschl.
Die Zahl der Katholiken in der Stadt Idstein wie auch in den umliegenden zur Pfarrei Idstein gehörenden Orten hat sich, nicht zuletzt durch den Zuzug der Heimatvertriebenen, gewaltig gesteigert.
Im Jahre 1932 waren von den 4106 Einwohnern der Stadt Idstein nur 664 katholisch; zur Pfarrei gehörten 1064 Katholiken.
Für 1956 lauten die entsprechenden Zahlen: 7817 – 2573 – 3945.
Die Zahl der zur Pfarrei gehörigen Katholiken hat sich also vervierfacht.
War in Idstein 1932 noch nicht einmal jeder sechste Einwohner katholisch, so ist heute etwa jeder Dritte Katholik. Des neuen Pfarrers harren also ganz besonders schwierige Aufgaben.

Text von Wilhelm Düngen, Idstein 1958

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