Traditionen in der Turnerei

Traditionen der Turnerschaft
 

Das Weitergeben von Erfahrungen, Kenntnissen, Fähigkeiten und Einsichten an die Nachkommenden nennt man Tradieren.
Die Tradition ist nichts anderes als Handeln nach Gewohnheit, das in Gruppen oder noch größeren Gemeinschaften geschieht.
Das Bewahren von Überlieferungszusammenhängen festigt die soziale Ordnung, liebgewordene Bräuche stärken die Gemeinschaft. Das Wiedererkennen und die Freude am Gewohnten und Vertrauten liegt in der Natur des Menschen.
Die Traditionen der deutschen Turner lassen sich auf vier Ebenen darstellen:

Das Turnpraktische

Das Turngerät, Barren, Reck, Pferd, Schwebebalken und die Seile, all dies ist in seinen Grundformen bereits über 100 Jahre alt und wird in Jahns „Praktischer Turnkunst“ erwähnt.
Des weiteren ist Jahns Idee bewahrt worden, daß Turnen vielseitig zu sein habe; dies drückt sich in den Mehrkämpfen des DTB aus, zeigt sich aber auch in den vielen Bezeichnungen, die man für die Gestaltungsmöglichkeiten des Turnens benutzt :
Breitensport, Freizeitsport, Turnen für Jedermann, aktive Freizeit.

Das Soziale

Mitglieder eines Vereins sind gleich. Körperertüchtigung führt zur Gemeinschaftsbildung. Die Turnerfamilie (Turnschwester, Turnbruder) benutzt das „Du“.
Wahlen sind Ausdruck demokratischer Vereinsstruktur.
Turnfahrten, ob Wettkampf oder Wandern, fördern die Geselligkeit.

Das Kulturelle

Turnerinnen und Turner haben sich schon immer als Menschen verstanden, die Leibesübungen in Gemeinschaft pflegen wollen.
Herstellen und Bewahren von menschlichen und sozialen Kontakten wird groß geschrieben.
Feste und Feiern, schon sehr früh ins turnerische Jahr „eingebaut“, beweisen es:
Deutsche Turnfeste, Landesturnfeste, Bezirks- und Gauturnfeste, Bergturnfeste, Stiftungsfeste, Schauturnen, Fahnenweihe und Jahreszeitenfeste.

Zum Kulturaspekt zählt auch, daß nicht nur aufbewahrt, sondern auch restauriert wird.

Musik in Sang und Spiel, der Turnergruß „Gut Heil“, der Wahlspruch „Frisch, Fromm, Fröhlich, Frei“, die 1843 daraus entwickelten symbolischen „Vier F“ von Felsing aus Darmstadt, die Turnerfarben rot-weiß und schwarz-rot-gold gehören ebenfalls dazu.

Folklore und Laienspiel, Ehrungen und Totengedenken sind genausowenig aus dem Vereinsleben wegzudenken wie das Schrifttum der Verbände und die Festschriften der Vereine.

Das Politische

Der heutige Turner oder Sportler denkt wohl noch politisch, läßt aber im Übe- und Wettkampfbetrieb das politische Denken außen vor.

Daß man auf Kommunal- und Kreisebene für den Verein politisch tätig sein muß, kann, nicht nur in Anbetracht des uns bevorstehenden Hallenneubaus und der (leidigen) Frage der Hallennutzungsgebühr, wohl nicht verneint werden.

Die Turnerjugend lebt uns zudem im Zeitalter von „Interrail“ vor, wie Weltoffenheit und rasche Kommunikation eine individuelle „Europapolitik“ möglich machen.