Das früheste nachweisbare Turnen fand im Seminargarten statt.
Das Idsteiner Lehrerseminar (1779-1851) und das Landwirtschaftliche Institut (1818-1834) hatten durch das Schuledikt von
1817 Gemeinsamkeiten im Lehrplan.
So kam es, daß angehende Lehrer in ihrem eigenen Schulgarten turnten.
Dieser befand sich wahrscheinlich in dem Winkel, den heute Friedrich-Ebert-Straße und Grunerstraße bilden; die Straße „Im Versuchsfeld“ bildet die Westgrenze.
1843 Die Seminaristen schwimmen im Badeweiher „Am Hexenkirchhof“, heute Platz der Grillhütte hinter dem Schützenhaus. Das Becken kommt erst 1907.
1848 Unter „Turnerische Nachrichten“ vermeldet der Usinger „Taunusbote“ vom 26. 8. :
„Nächsten Sonntag den 27. d. M. findet zu Idstein die Einweihung des dasigen Turnplatzes statt, zu welchem Turner von nah und fern erwartet werden. „
Dieser Platz – ein kleines Plateau – war am „Bermbacher Pfad“, heute der Fußweg „Steinkaut“ zwischen Escher Straße Nr. 13 und Nr. 15; er ist noch erhalten.
Da sämtliche TVI-Vereinsunterlagen der „wilden 48er“ Jahre vernichtet wurden, ist es umso erfreulicher, daß durch die Hilfe des Kollegen Mayrahn vom Vereinsarchiv Butzbach (TSV 1846 Butzbach) Kopien von zwei Dokumenten mit Bezug zum TV Idstein vorliegen:
Im Brief vom 20. 8. 1848 laden die Idsteiner die Butzbacher ein, an der Turnplatzeinweihung teilzunehmen.
Man verspricht, für Unterkunft beim Bierbrauer Carl Baumann zu sorgen. Im Namen des Vorstandes unterschreibt der Schriftführer W. Hanitsch.
Die Butzbacher beantworten am 24. August, vier Tage vor der Einweihung, die Einladung mit einer bedauernden Absage:
„Seid überzeugt, daß wir Euer und Eurer Festgenossen am 27. d. M. gedenken. . . . „
1849 Die „2. Turnsperre“ führte zum Verbot des Vereinsturnens, nicht aber zu dem des Seminar- und des Schulturnens!
So turnte man bei den Seminaristen, nach Abzug des Seminars (1851) bis zur Normalisierung der politischen Lage war die freie Natur den Turnern Übungsstätte.
Im Winter nutzte man die Kegelbahn des Turnbruders Ruwedel (heute: Kurve Weiherwiese/ Himmelsgasse).
1869 Der Saal der Gaststätte „Zum Löwen“ (Ecke König-Adolf-Platz /Rodergasse,) wird ebenfalls zum Üben genutzt.
1884 Erste Erwähnung eines Sportplatzes „Am Tiergarten“ (siehe unten links). Dort gab es im Lauf der Zeit mehrere Plätze, deren gemeinsame Merkmale waren:
Lage zwischen heutigem Sportplatz „In der Zissenbach“ und dem Schloß, zwischen Wörsbach und Wolfsbach.
1887 Turnfest „Auf dem Geyerskopf“ (unten rechts); dieser befindet sich, durch Autobahnbau fast „abgehobelt“, ungefähr in der Mitte zwischen den Autobahnunterführungen nach Eschenhahn und nach Auroff/Görsroth.
1893 Die Halle des TV 1844 Idstein jur. Pers. (=juristische Person) wird eingeweiht; die Namensänderung von „Turngemeinde“ zu obenstehender Bezeichnung war erfolgt, um als Vertragspartner beim Erwerb eines Grundstücks auftreten zu können.
1898 Ein Waldfest wird gemeinsam mit der „Turngesellschaft 1879“, heute “TSG (Turn- und Sportgemeinde) 1879” veranstaltet;
dieses Fest fand am „Zinsgraben“ (hinter dem jetzigen Freibad auf der linken Seite) statt.
1903 Im „Zinsgraben“ wird das „Schützenhaus“ mit 300-Meter-Schießstand eingeweiht. Der Schützenverein, 1862 gegründet, wurde 1891 wiederbelebt; das Schützenhaus ist heute Gaststätte.
1905 Die Halle der heutigen TSG „Am Schlagbach“ (heute vordere Schützenhausstraße“) wird eingeweiht. Die TSG (Turn- und Sportgemeinde) war nach dem II. Weltkrieg aus der ehemaligen „Turngesellschaft 1879“ (TGS, s. Plakette rechts) und dem Sportverein von 1920 (SV 1920) hervorgegangen.
Die ursprüngliche TGS entstand nach einem schweren Streit unter den Mitgliedern des Turnvereins.
Im März war man noch gemeinsam zur „Hohen Kanzel“ bei Niederseelbach gewandert, doch waren dort schon Unstimmigkeiten aufgekommen.
Im Mai erfolgte die Tennung, „weil eine Anzahl Männer und Jugendliche aus dem ‚Arbeiterstande‘ sich der Turngemeinde nicht anschließen wollte“, so Max Kirmsse.
Ursache war wohl das erwachende Selbstbewußtsein des Standes der Arbeiter, vornehmlich der Fabrikarbeiter gewesen. Der 4. Stand, nur im Besitz seiner Arbeitskraft, wollte sich durch eigene Organisationen schützen.
Auslöser könnte das sogenannte „Sozialistengesetz“ gewesen sein, das im Oktober 1878 vom Reichstag beschlossen wurde.
Diese „Gesetz gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie“ führte dazu, daß alle sozialistischen und kommunistischen Vereine und Versammlungen aufgelöst wurden und ihre Druckschriften verboten wurden.
„Agitatoren“ wurden ausgewiesen, doch die Arbeiterschaft steht hinter ihren politischen Führern. 1890 wird das Scheitern dieser Unterdrückungspolitik zugegeben.
Da beide Protokollbücher (Sitzungen des Vorstandes, Mitgliederversammlungen) nicht in der Frage der Abspaltung weiterhelfen, sei hier eine Vermutung gestattet: In Idstein könnte eine einzige, das „Sozialistengesetz“ befürwortende Stimme, beiläufig auf der Wanderung gesagt, das Zerwürfnis verursacht haben!
1907 Das Schwimmbad am „Badeweiher“ entsteht. Es ist das erste Beckenschwimmbad im Nassauer Land. Seine Lage ist im Wolfsbachtal an der Stelle des heutigen Grillplatzes hinter dem Schützenhaus.
1908 Die 3. Idsteiner Turnhalle auf dem Gelände des Kalmenhofes wird bezogen.
1909 Auf dem Platz des jetzigen Idsteiner Freibads wird das „neue“ Becken vom Verkehrsverein gebaut. Das Schwimmbad entstand aus dem Eisweiher der Brauerei Merz am „Heftricher Weg“, heute „Schützenhausstraße“.
1919 Beginn der französischen Besatzung; Die Turner weichen in die Kalmenhofturnhalle aus oder turnen vor ihrer eigenen Halle!
Die Fußballer, ursprünglich „Bauschüler“, spielten erst auf den Wiesen hinter ihrer Schule, dann auf dem Turnplatz am Bermbacher Pfad;als Notbehelf diente das Gelände hinter der (jetzt verschwun- denen) Trinkaus’schen Fabrik, nahe des jetzigen Schloßteichs.
Die Lederfabrik Trinkaus hatte ihre Lage am unteren „Dammühlenweg“.
1920 Nach Gründung des -heute in der TSG aufgegangenen- SV 1920 spielte man auf der „Dasbacher Heide“, linker Hand auf halber Strecke zwischen Idstein und Oberseelbach.
1922 Von der Stadt Idstein wurde südlich des heutigen Sportplatzes „Zissenbach“, im „Ochsengut“ zwischen Wolfsbach und Wörsbach an der Lederfabrik Engels ein Platz zur Verfügung gestellt.
1926/1927 Ein Streit mit dem TV 1844 – Näheres ist nicht zu erfahren – führte dazu, daß sich der SV 1920 einen Sportplatz auf eigenem Grund baute; dieser wird heute vom Gymnasiumsneubau und den Parkplätzen eingenommen (unten).
Ab 1937 diente er als Aufmarsch-, Fest- und Kerbeplatz.
1926 Der TVI bekommt hinter der Staatsbauschule einen 5600 m² großen Schlackenplatz (heute Betriebsgelände der Post; siehe Anzeige unten).
1935 Auf dem Kasernenhof in der Limburger Straße wird das Kreissportfest abgehalten. Auf dem Gelände – Ex Fa. MAREG, jetzt Einkaufszentrum am Nassau-Carree – befand sich auch eine Reithalle mit charakteristisch gewölbtem Dach, die als Lagerhalle diente.
1951 „In der Ritzbach“ wird der erste Tennisplatz des gerade gegründeten „Idsteiner Tennisclub Grün-Weiß e. V. “ gebaut.
Vorher spielte man auf dem Privatplatz „Spieß“ an der Lehmgrube Kappus (Wiesbadener Straße, rechts vor der Bahnüberquerung).
1952 Eine Bundeskegelbahn (Asphalt) ensteht im Keller der seit Januar 1993 vollständig abgerissenen TV-Turnhalle.
1954/1956 In der Wintersaison gibt es auf den nunmehr drei Tennisplätzen eine „Kunsteisbahn“, die durch Berieselung in Frostnächten geschaffen wird.
1962 Eine Kleinsportanlage direkt an der östlichen Schloßmauer, zum Tiergarten hin wird mit viel Vorschußlorbeeren ihrer Bestimmung übergeben: „Eine Sportanlage der Zukunft“. Nach einigen Monaten des Brachliegens ergänzen die Schüler:“Deshalb wird die Sportanlage in der Gegenwart nicht benutzt!“
1964 Der TV-Turnplatz wird verkauft. Die nicht von der Bundespost benötigte Fläche sollte erst den Leichtathleten des TV erhalten bleiben; das erübrigte sich, da eine neue Sportanlage geplant war und gebaut wird.
1967 Dieser Sandplatz mit Laufbahn „In der Zissenbach“ wird heute noch von allen Sporttreibenden benutzt.
1994 Der Parkplatz hinter der ehemaligen Fachhochschule Wiesbaden, fhw, Fachbereich Architektur und Bauingenieur-wesen, ist nun -ebenso wie das Areal der abgerissenen TV-Turnhalle- „Mitgift“ für den Neubau einer Großsporthalle sowie einer vereinseigenen Turnhalle an gleicher Stelle. Die fhw ist heute ganz in Wiesbaden; die prosperierende “Europa Fachhochschule Fresenius” nimmt nun deren Platz ein.