Der Taunusklub

Im Jahr 1867 rufen die Frankfurter Bürger Christian Reichard, Josef Streng, August Ravenstein und Albert Mahlau zur Gründung eines Touristenklubs auf.

Im Jahr darauf wird auf dem Großen Feldberg der Taunusklub gegründet.

Der Taunusklub markiert Wanderwege, gibt einen ersten Taunusführer heraus (1871), hat eine wissenschaftliche Abteilung mit einer geologischen Sammlung, betreibt eine meteorologische Station und führt Vorträge durch, die heimatkundlicher, naturwissenschaftlicher und geografischer Art sind.

1878 wird der Idsteiner Zweigverein des “Gesammt Taunusklubs” von 26 Mitgliedern ins Leben gerufen. Obmann ist Dr. med. Justi.

Die Verbindung eines “Wander”-Clubs mit unserem TV war in den Anfangsjahren durch die Doppelmitgliedschaft vieler TV- Angehöriger gegeben, zugleich durch den Anreger der Feldbergfeste, Ravenstein, der zugleich Turnlehrer in Frankfurt war, dann noch durch die Tatsache, daß die heutige TV-Wanderabteilung schon seit den Zwanzigern korporatives Mitglied des Taunusklub ist.

Grund für die Bildung eines Zweigs des Hauptklubs war der langgehegte Wunsch, auf der “Hohen Kanzel” einen Aussichtsturm zu errichten.
Die “Hohe Kanzel” war schon lange Ziel der TV-Wanderungen am Himmelfahrtstage gewesen, war gewissermaßen der “Hausberg” der Idsteiner Turner (nach dem Feldberg, dem “Zünder” für die Vereinsgründung 1844) und lag, wenn auch etwas außer Sichtweite Idsteins, doch noch im Idsteiner Stadtwald bei Niederseelbach.

A. Nabenhauer schreibt in seiner Broschüre “Die Hohe Kanzel, nebst einem Führer dahin und einem Panorama, vom Thurme aus gesehen”, 1884 von C. Ohlenmacher in Idstein gedruckt:

Bereits im Jahre 1879 wurde vom hiesigen Zweigverein Wegweiser von Idstein über die Siebenhügelstraße zur Hohen Kanzel und eben dahin vom Bahnhofe Niedernhausen aus angebracht.
Im Februar 1881 schickten wir den von unserem Mitgliede Herrn Architekten Nabenhauer angefertigten Plan und Kosten-Anschlag für Erbauung des Hohen-Kanzelthurms, sowie einen Antrag auf Unterstützung aus der Kasse des Gesammtclubs.
 . . . Erst der am 23. 9. 1883 in Idstein stattfindenden Generalversammlung war es vorbehalten, unsere Wünsche in Erfüllung zu bringen.
 “

Die Einweihung des Turms fand am 10. 8. 1884 statt. Die Section Idstein des Taunusclubs erbaute ihn unter Leitung von A. Nabenhauer in den Monaten Juni und Juli.

Auf einem drei Meter hohen säulenartigen Felsen befand sich ein Vermessungspunkt, der nun von dem aus Stein erbauten Aussichtsturm kreisrund umschlossen wurde.
Eine Sandsteinwendeltreppe führte freitragend außen um den Turm herum; Über ein Zwischenpodest gelangte man zum Turmplateau, das durch eine einen Meter hohe Ziegelmauer, mit Sandsteinplatten abgedeckt, gesichert war. Das Brüstungsmauerwerk war weiß gestrichen, um den Turm aus größere Entfernung sichtbar zu machen.
Das Baumaterial, mit Quarz durchsetzte Grauwacke, wurde vor Ort gebrochen und als Bruchsteinmauerwerk (“Cyclopenmauerwerk”) ausgebildet (siehe Abbildung oben).

Das Panoramabild läßt ahnen, was vor mehr als 100 Jahren gesehen werden konnte:
Zwischen Westen und Norden Siebengebirge mit Drachenfels, den Fuchskauten im Westerwald, den Knoten, zwischen Norden und Osten Seelenberg, Großer und Kleiner Feldberg, Altkönig, Falkenstein und Eppstein mit Rossert, zwischen Osten und Süden Langenhain, den Melibokus im Odenwald, Darmstadt, Heidelberg, Königsstuhl, Groß-Gerau und den Rhein mit Oppenheim und Mainz, zwischen Süden und Westen endlich den Soonwald, Eiserne Hand, Hohe Wurzel und den Hunsrück.

Der Aussichtsturm ist 1937 nur noch schwer zu finden.

Max Kirmsse schreibt am 27. Januar 1937:
“. . die grüne Welt hat sich verändert, man ist lange nicht dort gewesen. . . .zumal auch der Idsteiner Aussichtsturm allem Vergänglichen seinen Tribut gezollt hat.
 . . . Da, nach längerem Überwinden aller Hindernisse, wird die Mühe belohnt. Wir sind auf der ‘Hohen Kanzel’, 593 m hoch, angelangt. Leider ist der neun Meter hohe Turm, in den vor Jahren der Blitz hineinschlug, in sich zusammengesunken: nur ein wüster Haufen Steine.
. . . . . Und just, nachdem er 50 Jahre als Auslug in die Ferne gedient hatte, stürzte er 1934 zusammen.
 “

Diese Aussicht wird heute leider durch den Hochwald und den Smog sehr gemindert, reizvoll ist ein Ausflug dorthin allemal.

1891 wird bei der Gesamtversammlung des Taunusclub darauf hingewiesen, daß Idstein als einzige Section von Anfang an bei der Wegweiserarbeit selbständig war.

1901 findet die 19. Generalversammlung wieder in Idstein statt.

1925, nach Jahren des Wiederaufbaus, noch während der französischen. Besatzung, wird der Zweigverein Idstein am 19. April neu gegründet.
Anreger waren die Wanderabteilung des TV 1844 Idstein und die Ehemaligen.
Die im “Bahnhofshotel Hill” erschienen zehn Gründer waren Franz Vietor, Dr. Franz Maurer, Ernst Junior, Georg Grandpierre, Karl Fraundt, Ernst Faust, Richard Schmitt, Theodor Greuling, Otto Grandpierre und Georg Hill.

“Abkochwanderung”, ca. 1925

Fünf Wanderbücher sind uns erhalten, das Protokollbuch von 1925 bis 1944, das dann ab 1949 weitergeführt wurde bis ins Jahr 1958. Die vier anderen Bücher verzeichnen die Teilnehmer an den Wanderungen sowie die Wanderziele vom Jahr 1927 bis zum Jahr 1972.

Die immer wieder aufgeführten Namen sind eine “Hitparade” für Taunusfans, nicht nur zu Fuß:

Feldberg, Nack, Hünerkirche, Grauer Stein, Zugmantel, Alteburg, Hohler Stein, Hohe Kanzel, Kellerskopf, Tenne, Pfaffenkreuz, Schönwässerchen, Sauwasen,  Idsteiner Höhenwald, Schäfereiche, Saubrücke, Haubental, Platte, Elberskirch, Ehrenbacher Loch, Siebenhügelstraße, Darrestein, Pulvermühle, Erbsenacker, Nack, Phillipsruh, Bierbachweg, Zugmantel, Lenzenmühle, Hohlenfels, Hermannsweg, Fürstenweg.

Dieser wild gewürfelte Überblick, der noch nicht einmal Orte oder Städte enthält, mag die außerordentlich rege Tätigkeit dieser TV-Abteilung dokumentieren.

Ein regelmäßig auftretender Begriff der Tauniden,”Götzwanderung” ist eine Gedenkwanderung zu Ehren des langjährigenVorsitzenden der Deutschen Turnerschaft zur Kaiserzeit, des Leipziger Arztes Goetz (1826-1915).

Heute setzt die Wanderabteilung des TV 1844 die Tradition fort.