Entwicklung in den 60er Jahren

Nachdem im Mai 1956 im neuen Kreiskrankenhaus der Dienst am leidenden Menschen begann, konnte man sich auf eine reibungslose Tätigkeit einstellen. Erfreulich war zudem am 17. Juli 1963 die Mitteilung des Idsteiner Bürgermeisters Willy Schreier als stellvertretender Vorsitzender der ZweckverbandsVorstandsversammlung, im abgelaufenen Rechnungsjahr hätten die Krankenhäuser des Untertaunuskreises nach einer Erhöhung der Umlage der Mitgliedsgemeinden erstmals “fast ohne Fehlbetrag” gearbeitet. Ein Sollfehlbetrag von 4.391,75 DM erscheine “im Vergleich zum Gesamtvolumen des Haushalts mit über 1,8 Millionen DM verschwindend gering” und falle “überhaupt nicht ins Gewicht”. 1999 erwirtschaftete das Krankenhaus ein Defizit von 2 Millionen Deutsche Mark!

Trotzdem war man in jenen Tagen um ein sparsames Wirtschaften bemüht. Hiervon gibt das Schreiben des Chefarztes Dr. Rieck vom 8. September 1961 Zeugnis. In diesem Schreiben werden alle Beschäftigten des Hauses zur Sparsamkeit beim Stromverbrauch aufgefordert. Interessant ist diese Schreiben auch deshalb, weil alle dreiunddreissig Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Hauses namentlich aufgeführt sind und die Kenntnisnahme mit ihrer Unterschrift bestätigten.

Am 30. März 1965 traf das Idsteiner Krankenhaus jedoch ein herber Verlust: Der seit dem 1. April 1953 wirkende Chefarzt Dr. Gerhard Rieck schied auf tragische Weise aus dem Leben. Landrat Dr. Herbert Günther unterstrich im Nachruf, Dr. Rieck habe “während dieser langen Jahre als befähigter Chirurg in vorbildlicher Weise seine ganze Kraft zum Wohle der kranken Menschen eingesetzt”. In jenen Jahren waren im Durchschnitt 35 Betten belegt.

Zum Nachfolger als Chefarzt wurde Dr. Eberhard Volkmann berufen, der sein Amt am 1. Juli 1965 antrat. Nicht weniger als 54 Ärzte hatten sich um die Stelle beworben, von denen sieben in die engere Wahl kamen. Dr. Volkmann hatte bereits in Bremen kommissarisch eine Klinik geleitet, ehe er 1963 als Oberarzt nach Schweinfurt ging. Nach seiner Wahl wurde vom Vorstand des Krankenhaus-Zweckverbandes “gleich wieder die katastrophale Personalnot in Idstein erörtert”. Laut Bericht in der Heimatpresse sagte Dr. Volkmann zu, “daß er sicher einige qualifizierte Krankenschwestern mit nach Idstein bringen werde, um so dem dringendsten Mangel abzuhelfen”. Eine solche Meldung belegt, daß es auch in den 60er Jahren durchaus Personalprobleme im Kreiskrankenhaus gab.

Probleme gab es aber auch und immer wieder bei Einrichtung und räumlichen Engpässen im Krankenhaus. Nachdem der Kreistag bereits im November 1965 der Beschaffung einer neuen Röntgenanlage zustimmte (die vorhandene stammte aus dem Jahr 1938) und dafür außerplanmäßig 71 000 DM genehmigte, stellte schon im Jahr darauf, im Juni 1966, der Vorstand des Zweckverbandes erneut Überlegungen zu einer Modernisierung des Idsteiner Hauses an.

Bei seinem ersten Bericht vor dem Vorstand des Krankenhauszweckverbandes im September 1965 über seine Arbeit und Erfahrungen wies der neue Chefarzt Dr. Volkmann auch auf notwendige bauliche Veränderungen hin. Mit einem Kostenaufwand von rund 200.000 DM solle das Haus umgestaltet werden, “um es den gestiegenen Erfordernissen anzupassen”. Aus eigenen Mitteln sah sich der Zweckverband dazu jedoch nicht in der Lage und beschloß, Landeszuschüsse zu beantragen. Die im abgebildeten Bericht geforderte Veränderung des Aufzuges wurde erst elf Jahre später im Jahr 1976 umgesetzt!

Tatsächlich wurden nach einer Mitteilung von Landrat Dr. Herbert Günther bis November 1967 mit finanzieller Unterstützung durch das Land Hessen Investitionen in Höhe von insgesamt 370 000,- DM vorgenommen, “um das Kreiskrankenhaus Idstein in seinen wichtigsten Abteilungen auf den Stand moderner medizinischer Einrichtungen zu bringen”. Der “Katalog der Neuanschaffungen”, der in der Idsteiner Zeitung vom 14. November veröffentlicht wurde, ist hier im Faksimile abgedruckt, so daß die Maßnahmen nicht noch einmal aufgezählt werden müssen.

Inzwischen wurde mit der Planung eines Schwesternwohnheimes begonnen, um weitere Räume im Krankenhaus für Patienten freizubekommen. Bei aller Dringlichkeit und vielen Vorstößen beim Land konnte es jedoch in den 60er Jahren nicht mehr errichtet werden. Auch die Kontroversen bei den zuständigen Stellen über die Notwendigkeit und Möglichkeit einer Erweiterung des Hauses zogen sich bis in die 70er Jahre hin. Bezeichnend ist ein Beschluß der Stadtverordneten in ihrer Sitzung am 2. September 1970 zu Punkt 7 “Erweiterung des Idsteiner Krankenhauses durch den Kreis”, in dem lapidar festgestellt wurde: “Die weitere Entwicklung bleibt abzuwarten. Wiedervorlage am 1.1.1971” ! Das Krankenhaus verfügte in dieser Zeit über sechzig Betten, die nach Aussage von Landrat Dr. Günther “trotz der personellen Engpässe… bei vorbildlicher Pflege der Patienten” im Durchschnitt zu 94 bis 100 Prozent belegt  waren