Einen erneuten herben Verlust erlitt das Krankenhaus im Juni 1974, als Chefarzt Dr. Eberhard Volkmann nach nur neun Jahren erfolgreichen Wirkens infolge eines tragischen Unfalles verstarb. Um die Arbeit möglichst rasch und reibungslos weiterführen zu können, wurde am 1. Juli 1974 der Facharzt für Chirurgie Dr. Gerhard Achenbach berufen, bis dahin Oberarzt am St. Markus-Krankenhaus in Frankfurt/ Main, und am 4. Juli offiziell in sein neues Amt eingeführt. Bereits zuvor betonte Landrat Karl-Heinz Becker in einem Gespräch mit Vertretern der Idsteiner Ärzteschaft im Landratsamt die Notwendigkeit der unbedingten und schnellen Weiterführung des Idsteiner Krankenhauses als chirurgisches Fachkrankenhaus und teilte mit, daß es ihm gelungen sei, “bereits nach wenigen Tagen einen Nachfolger für Dr. Volkmann zu finden .
Diese Gespräch kennzeichnet die Nähe der Verwaltung zur Ärzteschaft, ein Prinzip welches in Zukunft zum Nachteil der Sachfragenentscheidung nicht durchgehend bewahrt wurde.
Von den bei der Amtseinführung im Idsteiner Krankenhaus gehaltenen Reden, unter anderem von Landrat Karl-Heinz Becker, Idsteins Erstem Stadtrat Karl-Hermann Hofmann und Dr. Martin Seeliger als Sprecher der niedergelassenen Ärzte Idsteins und Herrn Direktor Enke vom St. Markuskrankenhaus in Frankfurt sei besonders die des Präsidenten der Bezirksärztekammer, Dr. Cyran, erwähnt, da sie zugleich ein Licht auf die damalige Situation des Hauses wirft:
Der neue Chefarzt hat “ein schweres Amt angetreten, da das Krankenhaus nur eine Abteilung hat und er nicht mehr in gewohntem Maße Fachkollegen zu Rate ziehen kann. Es wird von Ihnen sehr viel an persönlichem Einsatz, Wagemut und Entscheidungsbereitschaft verlangt werden”. Der neue Idsteiner Chefarzt solle “nicht Patriarch, sondern überragende Autorität sein”, das sei “eine Notwendigkeit für die Mitarbeiter und die Patienten”. Dr. Achenbach sprach nach einer Ehrung für seinen verstorbenen Vorgänger und einem Dank an seine chirurgischen Lehrer, zu denen auch sein Vater gehörte, die Hoffnung aus, daß aus dem durch seine Wahl bekundeten Vertrauen “eine wirklich dauerhaft gute Zusammenarbeit mit dem Untertaunuskreis als Krankenhausträger erwächst”. Er bat die Angestellten des Hauses um ihre Mitarbeit und die niedergelassenen Ärzte um Unterstützung.
Trotz einiger anfänglicher kommunalpolitischer Kontroversen über die rasche Wahl ohne offizielle Ausschreibung der Stelle erfüllte sich die Hoffnung in der Folgezeit auch nach der Kommunalreform mit Bildung des Rheingau-Taunus-Kreises am 1. Januar 1977 weitgehend.
Beim erwähnten “Ärztegespräch” in Bad Schwalbach hielten die Vertreter der Ärzteschaft es für sehr wichtig, daß in Idstein auch die Kinderchirurgie weiter aus gebaut wird und daß für das Krankenhaus ein Narkosearzt eingestellt wird. Die Einrichtung einer eigenständigen Fachabteilung für Anästhesie war auch einer der ersten Vorschläge an den Krankenhausträger, die Dr. Achenbach noch vor seiner Bestellung zum Chefarzt machte. Die Ausschreibung der entsprechenden Stelle durch den Kreis geschah am 27.4.1975 im Deutschen Ärzteblatt.
Die Betonung der Kinderchirurgie fand ihren Niederschlag im Ausbau einer Kinderstation in den folgenden Jahren des Umbaues.