Stiftung zur rechten Zeit

Bereits in der Commissions-Sitzung vom 23. April 1891 war auch zum ersten bislang bekannten Mal von einem neuen Krankenhaus die Rede (35): “Zunächst kam eine Eingabe des Arztes Ferd. Grimmel zur Verlesung, die Commission möge erwägen, ob es nicht an der Zeit sei, jetzt wo ein zum Spital gehöriger Stall abgebrannt, das ganze Gebäude zu verkaufen und ein neues Hospital zu erbauen, welches den jetzigen Anforderungen entsprechend sei”. Die Commission war allerdings anderer Meinung und schloß sich der Eingabe nicht an. Sie beschloß vielmehr, dem Arzt “mitzutheilen, daß seinem Ansuchen nicht stattgegeben werden könne, da das Gebäude unseren Verhältnissen vollständig entspricht”. Es hatte fünf Krankenzimmer mit sieben Betten.

Daran änderte sich auch in den folgenden Jahren nichts; in den Protokollen ist bis Ende 1898 keine Rede von einem neuen Krankenhaus. Vielmehr wurden im alten Hospital noch laut Sitzungs-Protokoll vom 17. Februar 1895 Bauarbeiten im Betrag von 343 M 72 Pfg durchgeführt. Eine wesentliche personelle Verbesserung der Krankenpflege, die auch dem Hospital zugute kam, gab es im Mai 1895 mit dem Dienstantritt erst einer, bald auch einer zweiten Diakonissin. Die Hospital-Commission hatte bereits am 17. November 1893 beschlossen (35), zwar keinen Zuschuß zur Bezahlung der Diakonissin zu gewähren, “da dieses eine ständige Last der Hospitalkasse sein würde”, jedoch “vorbehaltlich der Genehmigung Kgl. Regierung zwei Diakonissinnen freie Wohnung im Hospitalgebäude und eine entsprechende Remuneration (Vergütung) und die Benutzung der Grundstücke gegen Übernahme der Hospitalkrankenpflege zu geben”. Sie hatten später, nach Fertigstellung des Krankenhauses, in diesem “Wohnung und Beköstigung” bis zu ihrer Abberufung durch das Mutterhaus in Frankfurt.

Am 10. November 1896 wurde die Mobiliarversicherung des Hospitals mit einer Versicherungssumme von 3.700 Mk auf weitere fünf Jahre erneuert. Das könnte verwundern, denn inzwischen war das Thema Krankenhaus durch einen besonderen und für die Stadt erfreulichen Umstand längst aktuell: Wie das Idsteiner Anzeigeblatt am 19. November 1892 meldete, vererbte Emilie Magdeburg, die Witwe des Präsidenten Magdeburg in Kassel, eine gebürtige Idsteinerin, der Stadt einen Betrag von 10.000 Mk, die “evtl. als Beitrag zu den Kosten… eines neuen Krankenhauses” bestimmt waren.

Die Magdeburg-Straße in Idstein erinnert zwar an die Familie, jedoch ist sie nicht nach der Stifterin, sondern nach dem einstigen herzoglichen Amtmann, Justizrat J. L. A. Magdeburg (1768 bis 1839) benannt, einem der drei Idsteiner Bürger, die an der Gründung des “Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung” im Jahre 1812 beteiligt waren.

Die Hospital-Commission war mit der Spende Magdeburg nicht befaßt; offenbar weil man genau auf die Trennung der Aufgaben von Stadt und Commission hielt und der Bau eines neuen Krankenhauses von der Stadt betrieben werden sollte. Zudem war der Betrag, so stattlich er für die damalige Zeit auch war (der ortsübliche Tagelohn gewöhnlicher Tagearbeiter betrug 1893 für männliche Personen über 18 Jahre 2,00 und für Frauen 1,20 Mark), für den Bau eines Krankenhauses nicht ausreichend, und die Übertragung des Hospitalvermögens an die Stadt, wie erwähnt, von der Königlichen Regierung gerade drei Jahre zuvor abgelehnt worden (35). Seine Summe hätte zudem für den Bau auch nicht ausgereicht.